NGOs effizienter als die Menschen glauben
Wie der Deutsche Fundraising Verband (DFRV) in einer Presseaussendung mitteilt, glaubt ein Großteil der Spendenden, dass nur 60 % einer Spende in die Projekte fließen. Für angemessen halten sie 75 %. Die meisten spendensammelnden Organisationen übertreffen diesen Wert deutlich – sie arbeiten weit effizienter, als gemeinhin gedacht wird.
DFRV: Schlechter Ruf durch mediale Berichterstattung
Die Zahlen aus dem Deutschen Spendenmonitor zeigen, dass NGOs in Bezug auf ihre Mittelverwendung einen wesentlich schlechteren Ruf haben, als es sich in der Realität darstellt. Dies mag sich durch zahlreiche, gutgemeinte Warnungen der Medien in die Köpfe der Menschen eingebrannt haben. Larissa Probst, Geschäftsführerin des DFRV, erklärt dazu: „Solche Warnungen verunsichern so sehr, dass die gesamte Zivilgesellschaft unter Generalverdacht steht. Das darf nicht sein. Wir wünschen uns deswegen noch mehr verantwortliche Berichterstattung, gerade in der spendenreichen Vorweihnachtzeit.“
Nicht-Spender*innen mit den höchsten Anforderungen
Interessant ist, dass die Nicht-Spendenden die höchsten Anforderungen an Spendenorganisationen haben – und ihnen am wenigsten zutrauen. Sie glauben, dass nur 46% einer Spende im Projekt ankommen, halten aber 78% für geboten. Das zeige, so Probst „dass positive Aufklärung über die Leistung der spendensammelnden Vereine wichtiger sein könnte als verunsichernde Warnungen. Das eine bringt mehr Mittel für gemeinnützige Projekte, das andere weniger.
Verständnis für unumgängliche Kosten aufbauen
Prof. Tom Neukirchen, Fundraising-Experte und Beirat des DFRV, geht in seiner Argumentation noch einen Schritt weiter: „Es gibt keine Kosten ohne Leistungen. Und Verwaltungsleistungen wie ein Dankesbrief, eine Spendenbescheinigung, Jahres- und Wirkungsberichte und ein Spenderservice, der Fragen beantwortet, wünschen sich alle – auch jene, die deren Kosten ablehnen. Das ist, als ob man im Krankenhaus nur den Arzt zahlen wollte, aber nicht die Pflege, die Räume oder die Geräte – die sind ja eh da!“
Neukirchen bricht aber nicht nur eine Lanze für die zu Unrecht verteufelten Verwaltungskosten, sondern auch für die Werbe-Kosten: „Heutzutage braucht alles Werbe-Impulse, leider auch Spenden.“ Die allermeisten Menschen spenden nicht von alleine, auch wenn sie das Gegenteil behaupten. Das zeige immer wieder die Werbepraxis der Mitglieder des Deutschen Fundraising Verbandes. Ohne Spendenwerbung würde die Leistungsfähigkeit der Zivilgesellschaft zusammenbrechen, so Neukirchen: „Auf ziemlich sicher weniger als 25% des heutigen Standes.”
Auch ich glaube, dass es wichtig ist, die Öffentlichkeit über die Natur von Nebenaufwänden aufzuklären. Organisationen setzen ihre langfristige Effizienz und Nachhaltigkeit aufs Spiel, wenn keine Investitionen in den Ausbau von Ressourcen getätigt werden. NGOs sollten nicht nur im Sinne der Transparenz, sondern auch aus Gründen der Schaffung von größerem Verständnis diese Tatsache selbstbewusst nach außen kommunizieren.
Essentielle Investitionen in die Zukunft
Der Deutsche Fundraising Verband meint dazu, dass die Debatte über Verwaltungsleistungen grundsätzlich fehlgeleitet sei und die Zivilgesellschaft schwäche. Denn es gehe nicht um Verwaltung im herkömmlichen Sinne, sondern um wichtige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Organisationen. Als Beispiel nennt der Verband Ausgaben für qualifiziertes Personal, Transparenzmaßnahmen und langfristige Wirkung.
Die Ergebnisse des Deutschen Spendenmonitors, der jährlich durch Bonsai Research im Auftrag des DFRV das Spendenverhalten durch eine Umfrage mit 5000 Internetnutzer*innen zwischen 16 und 70 Jahren in Deutschland analysiert, werden zum Ende des Jahres 2024 zum 30sten Mal veröffentlicht und stehen der Öffentlichkeit in Teilen, den Bezieher*innen in Gänze zur Verfügung. Die sozio-demographische Gewichtung gewährleistet eine strukturelle Vergleichbarkeit mit der deutschsprachigen Bevölkerung.