Vertrauensbasierte Philanthropie: Neue Richtung aus den USA
In den letzten Jahren hat sich das Modell der vertrauensbasierten Philanthropie (Trust-Based Philanthropy) als Alternative zur traditionellen strategischen Philanthropie in den USA etabliert. Diese Ansätze stehen jedoch nicht im Widerspruch zueinander, sondern können sich gegenseitig ergänzen. Für europäische NGOs bietet das Vertrauen von Geldgebenden in die Organisation enorme Chancen, insbesondere in unsicheren und dynamischen Zeiten.
Was ist vertrauensbasierte Philanthropie?
Vertrauensbasierte Philanthropie ist ein Ansatz, der darauf abzielt, die Machtasymmetrie zwischen Geldgebenden und geförderten Organisationen zu reduzieren. Im Zentrum steht die Idee, dass Stiftungen, Förderstellen und Geldgebende ihren Partnerorganisationen vertrauen und ihnen mehr Freiheit in der Nutzung von Ressourcen gewähren, anstatt detaillierte Vorgaben zu machen. Dieser Ansatz hebt sich von traditionellen Formen der strategischen Philanthropie ab, die oft strenge Berichtspflichten, spezifische Programmanforderungen und kontrollierte Fördermittelvergabe beinhalten.
Stattdessen stellt vertrauensbasierte Philanthropie den Aufbau langfristiger Beziehungen, die Flexibilität der Mittelverwendung und den Abbau administrativer Hürden in den Vordergrund. Fördernde, die diesen Ansatz verfolgen, gehen davon aus, dass NGOs und soziale Organisationen ihre Communities und deren Bedürfnisse am besten kennen. Folglich geben sie den Organisationen die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie die bereitgestellten Gelder am effektivsten eingesetzt werden können.
Ein weiteres zentrales Element ist die Reduzierung von Berichtsanforderungen, was es den geförderten Organisationen ermöglicht, ihre Ressourcen auf die Programmumsetzung zu konzentrieren, anstatt zeitintensive Verwaltungsarbeiten zu leisten. Der Fokus liegt darauf, das Vertrauen zwischen Fördernden und den NGOs zu stärken, sodass ein partnerschaftliches Verhältnis entsteht, in dem das gemeinsame Ziel – soziale Veränderungen zu bewirken – im Mittelpunkt steht.
Auch für europäische NGOs bietet dieser Ansatz erhebliche Vorteile, da sie mehr Handlungsspielraum gewinnen und in der Lage sind, schneller und effektiver auf gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren.
Flexibilität und Entscheidungsfreiheit im Fokus
Vertrauensbasierte Philanthropie ermöglicht es NGOs, ihre Ressourcen nach eigenem Ermessen einzusetzen. Beispielsweise können Organisationen so besser auf dringende Herausforderungen reagieren, ohne vorher mühsame zusätzliche bürokratische Hürden meistern zu müssen. NGOs, die sich mit wechselnden politischen und sozialen Umständen auseinandersetzen müssen, profitieren von dieser Art der Unterstützung, da sie ihre Strategien rascher anpassen und schneller innovative Lösungen finden und finanzieren können.
Beziehungen als strategische Ressource
Eine offene und vertrauensvolle Beziehung zwischen Stiftungen bzw. Fördernden und NGOs erlaubt es beiden Seiten, besser aufeinander abgestimmt zu arbeiten. Dies erleichtert nicht nur das Lernen voneinander, sondern fördert auch eine tiefere Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Gemeinschaften. Für NGOs ist es entscheidend, solche Beziehungen zu pflegen, um auf unvorhergesehene Krisen reagieren und nachhaltige Wirkung erzielen zu können. Natürlich kann man nur schwer auf die Vorgaben von Förderstellen Einfluss nehmen, aber das Verhältnis zu Stiftungen oder privaten Geldgebenden kann direkt aktiv offen gestaltet werden.
Verwaltungsaufwand minimieren
NGOs stehen oft unter dem Druck, ihre Verwaltungskosten zu minimieren, während gleichzeitig detaillierte Berichte über ihre Ausgaben erwartet werden. Vertrauensbasierte Förderungen, die keine restriktiven Vorgaben machen und längerfristige finanzielle Sicherheit bieten, ermöglichen es NGOs, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Für NGOs, die sich oft mit begrenzten personellen Ressourcen konfrontiert sehen, kann dies einen erheblichen Unterschied machen.
Mehr soziale Gerechtigkeit
In den USA hat vertrauensbasierte Philanthropie eine zentrale Rolle in der Förderung von Organisationen gespielt, die sich für Rassengerechtigkeit und marginalisierte Gruppen einsetzen. Auch in Europa, wo soziale Gerechtigkeit und Integration im Fokus vieler NGOs stehen, bietet dieser Ansatz eine vielversprechende Methode, um die Machtverhältnisse zwischen Fördernden und geförderten Organisationen neu zu definieren und eine nachhaltigere Wirkung zu erzielen.
Der Ansatz aus den USA kann auch für NGOs in Europa große Vorteile bringen. Dafür müssen sich Organisationen aktiv um vertrauensbasierte Beziehungen mit ihren Gönner*innen bemühen, um flexibler, nachhaltiger und wirkungsorientierter arbeiten zu können.
Weitere Informationen zum Thema:
Stanford Social Innovation Review: The Strategic Value of Trust-Based Philanthropy
Stanford Social Innovation Review: The Rise of Trust-Based Philanthropy
FundraisingBox Blog: Philanthropie als Organisationskultur