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Spendenreport Schweiz 2023: Die wichtigsten Insights in Kürze

Der Spendenreport Schweiz 2023, erhoben vom Marktforschungsinstitut Demoscope AG im Auftrag von Swissfundraising, bietet einen umfassenden Überblick über die Spendenlandschaft des Jahres 2022 in der Schweiz. Die gute Nachricht gleich vorweg: Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage zeigte sich die Schweizer Bevölkerung weiterhin großzügig: 84 % der Schweizer*innen spendeten – eine Steigerung von 5 % im Vergleich zu 2021. Das entspricht dem Niveau von vor der Pandemie.

Insgesamt wurden 2022 2,5 Milliarden Franken gespendet, davon gingen 1,51 Milliarden an Organisationen mit Zewo-Gütesiegel. Die Steigerung der Spendeneinnahmen traf aber nicht auf jedes Hilfswerk zu: Während jedes 3. in der Statistik erfasste Hilfswerk 15 % mehr Spenden erhielt, verzeichnete jede 4. Organisation einen Spendenrückgang in ähnlichem Umfang. Dabei stiegen vor allem die Spenden für internationale Hilfe, der Rückgang betraf vor allem die Themen Soziales und Gesundheit im Inland. 2022 dominierte vor allem die Glückskette die Spendentätigkeit in der Schweiz: Nicht nur, aber besonders durch den Ukraine-Solidaritätstag im März wurden beachtliche 130 Millionen Franken gesammelt. 

Entwicklung des Spendenvolumens in der Schweiz. Quelle: Spendenreport 2023 Swissfundraising

Großzügigkeit nimmt zu

Nicht nur das gesamte Spendenvolumen ist angestiegen: Auch die Einmalspenden haben 2022 immerhin 28 % aller Spenden ausgemacht. Das ist ein Anstieg von 33 % im Vergleich zu 2021 – es haben also mehr Menschen zu ersten Mal für ein Hilfswerk gespendet. 

Dabei sind regionale Unterschiede zu erkennen: In der Deutschschweiz gab es einen Anstieg der Spendenbeteiligung auf 87 %, während die Zahl in der Romandie konstant blieb. Im Tessin stieg die Spendenbeteiligung ebenfalls. 

Besonders schön ist diese Entwicklung: Bereits zum dritten Mal in Folge stieg die Medianspende an, in diesem Jahr um 11 % auf 400 CHF. Dabei sank die Medianspende in der Deutschschweiz von 500 auf 400 CHF, im Tessin stieg sie auf 350 CHF an und in der Romandie hat sie sich sogar verdoppelt (von 200 CHF auf 400 CHF).

 

Spendenhäufigkeit rückläufig

Eine Entwicklung, die im Spenden Report deutlich zum Vorschein kommt, ist der Rückgang an Spendenden, die in mehreren Raten spenden: -40 % bei mehr als 11 Spenden pro Jahr, -57 % bei 7 – 11 Spenden pro Jahr. Die Mitgliedschaft hat seit 2020 um 14 % verloren und konnte sich bisher nicht stabilisieren, auch Patenschaften und Dauerspenden büsten 9 % zum Vorjahr ein. 

 

Insgesamt spendeten mehr Leute weniger häufig, dafür höhere Beträge.

 

Demografische Trends im Spendenverhalten

Die allerwichtigste Altersgruppe beim Spenden bleiben auch 2022 die über 55-Jährigen, sie verzeichnen eine Spendenbeteiligung von 89 %. In dieser Zielgruppe sind es vor allem die 55 – 69-Jährigen (93 %), die viel spenden.

Einen großen Zuwachs hat allerdings auch die Gruppe der unter 34-Jährigen erfahren: Ihre Spendenbereitschaft stieg von 68 % auf 78 %. Den größten Anteil machen hier die 25 – 34-Jährigen aus (88 %). 

Unter- und oberhalb dieser beiden Zielgruppen gibt es ebenfalls einen leichten Anstieg. Die 35 – 44-Jährigen haben dieses Jahr deutlich weniger gespendet (84 % im Vergleich zu 92 % im Vorjahr). Das liegt vermutlich daran, dass sie in der Familienphase am sensibelsten auf die angespannte Wirtschaftslage reagierten.

Demographische Fakten zum Spenden in der Schweiz. Quelle: Spendenreport Schweiz 2023 Swissfundraising

Digitale Spenden gewinnen an Bedeutung

Digitale Spendenmöglichkeiten werden auch in der Schweiz immer wichtiger: insgesamt leisteten 25 % der Spendenden ihre Spende auf digitalem Weg, 10 % aller Spenden wurden digital gegeben (im Vergleich zu 6,2 % im Vorjahr). Dabei machen regelmässige digitale Spenden ein Drittel aller digitalen Anwendungsfälle aus. 

Insbesondere eine Zahlungsart ist besonders beliebt: 80 % aller digitalen Spenden erfolgten über Twint. Das ist ein Anstieg zum Vorjahr von über 300 %. 

Interessant ist, dass Haushalte mit einem höheren Einkommen ab 6.000 Franken pro Monat vermehrt auf E-Banking setzen, während Twint als digitales Zahlungsmittel vor allem bei den 25–34-Jährigen beliebt ist, wo es 19,4 % der Spenden ausmacht. Die Altersgruppen 15 – 24 und 70+ verwenden Twint weniger gerne. Gleichzeitig sank der Anteil der Kreditkartenspenden dramatisch von 21 % auf 6 %, was den Trend hin zu Twint und anderen digitalen Zahlungsmethoden bestätigt. PayPal hält sich auf niedrigem Niveau. 

Zahlungsarten bei digitalen Spenden in der Schweiz. Quelle: Spendenreport 2023 Swissfundraising

Spendenthemen und psychologische Motive

Das Mailing zählt immer noch zu den wichtigsten Auslösern einer Spende, vor allem im Alterssegment 70+. Doch für welche Zwecke und warum spenden Menschen eigentlich an Schweizer Hilfswerke und Vereine?

Die bevorzugten Spendenzwecke blieben konstant, mit „Menschen mit Behinderung“, „Natur-, Umwelt- und Tierschutz“ sowie „Kinder und Jugendliche“ an der Spitze. Besonders bemerkenswert ist der Einfluss des Klimawandels auf das Spendenverhalten der Generation Y, bei der 65 % für Umwelt- und Klimathemen spenden. Auch die Generation X spendet häufig für dieses Thema (57 %), während der Wert für die Gen Z nur bei 43 % liegt.

Die Hauptmotive für Spenden bleiben stark emotional: 90 % der Befragten nannten Solidaritätsgefühl als wichtigsten Grund für ihre Spendenbereitschaft, gefolgt von der Überzeugung von der Mission und dem Engagement der Organisationen (88 %).

Besonders viele Befragte (84 %) stimmen der Aussage zu, Spenden vermittle “ein gutes Gefühl” und 82 % sagen, es motiviert sie, mit ihrer Spende “etwas bewirken zu können”. 

 

Mehr Spender*innen, weniger Spenden, höhere Beträge

Das Jahr 2022 war für das Fundraising in der Schweiz ein Jahr der Stabilisierung und des Wachstums. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen blieb die Spendenbereitschaft hoch, insbesondere dank einer Zunahme von Einmalspenden und digitalen Spenden. Diese Entwicklungen unterstreichen die Anpassungsfähigkeit und das anhaltende Engagement der Schweizer Bevölkerung in Zeiten globaler und lokaler Herausforderungen.

 

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