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Funders Fundraising: Neuer Trend aus den USA

In der Welt der Philanthropie und des gemeinnützigen Sektors gibt es einen aufkommenden Trend, der als “Funders Fundraising” bezeichnet wird. Dieser Trend, der in den USA zunehmend an Bedeutung gewinnt, stellt eine neue Art der Zusammenarbeit zwischen großen Geldgebern – Großspendende, Stiftungen, etc. – und NGOs dar. Statt lediglich finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, beteiligen sich Geber aktiv an den Fundraising-Bemühungen, indem sie ihre Netzwerke nutzen, um zusätzliche Mittel zu generieren und die Reichweite der unterstützten Projekte zu erhöhen. In diesem Artikel wollen wir diesen Trend näher beleuchten und aufzeigen, wie europäische NGOs diesen Ansatz für sich nutzen können.

 

Was ist Funders Fundraising?

“Funders Fundraising” beschreibt das Engagement von Geldgebern, die über ihre eigene finanzielle Unterstützung hinausgehen und aktiv andere potenzielle Geber anwerben. Sie fungieren nicht nur als finanzielle Unterstützer, sondern auch als Fürsprecher und Netzwerker, die ihre Beziehungen und ihren Einfluss einsetzen, um weitere Mittel zu mobilisieren. 

Der Trend spiegelt einen Wandel in der tranditionellen Beziehung zwischen Spendenden und Organisationen wider. Geldgeber werden zunehmend als Partner betrachtet, die nicht nur finanziell, sondern auch strategisch in den Erfolg und die Nachhaltigkeit der Organisation investiert sind. Durch ihre aktive Teilnahme am Fundraising können sie den Einfluss von Kampagnen erheblich verstärken und oft zusätzliche Glaubwürdigkeit und Ressourcen einbringen.

Ein prominentes Beispiel für “Funders Fundraising” ist die Bill & Melinda Gates Foundation, die die Bekämpfung von Polio zu einer ihrer obersten Prioritäten gemacht hat. Bill Gates hat persönlich andere Philanthrop*innen angesprochen und zur Unterstützung des Polio-Eradication-Fonds aufgerufen, den die Stiftung ins Leben gerufen hat. Durch diese direkte Ansprache und persönliche, regelmäßige Updates konnte Gates zusätzliche Spenden in Millionenhöhe generieren.

 

Quelle: ssir.org

Warum funktioniert Funders Fundraising?

 

Der Erfolg von Funders Fundraising liegt in mehreren Faktoren begründet:

 

  1. Vertrauen und Glaubwürdigkeit: Wohlhabende Menschen neigen eher dazu, anderen Wohlhabenden zu vertrauen. Wenn ein*e Großspende*r aktiv wird und seine*ihre Unterstützung für eine Sache öffentlich zeigt, fühlen sich andere mit ähnlichen Mitteln ermutigt, es ihm*ihr gleichzutun.

 

  1. Vorbildfunktion: Ein*e begeisterte*r und engagierte*r Großspender*in kann als Vorbild fungieren und andere dazu inspirieren, ebenfalls zu spenden. Dies kann dazu beitragen, “brach liegendes” Kapital für wohltätige Zwecke zu mobilisieren, da diese Personen häufig Kontakte zu anderen Wohlhabenden besitzen, die noch nicht über philanthropisches Engagement nachgedacht haben.

 

  1. Strategische Partnerschaften: In den USA beginnen Philanthrop*innen, sich den großen, komplexen gesellschaftlichen Problemen zuzuwenden, indem sie aktiv nach Partner*innen suchen, mit denen sie verschiedene Aspekte und Ansätze eines Themas aufteilen können. Durch solche Partnerschaften werden Ressourcen effizienter genutzt und das gewählte Problem auf vielschichtige Weise angegangen.

 

  1. Maximierung der Wirkung: Ein*e Großspender*in kann durch seine*ihre Netzwerke und seinen*ihren Einfluss die Wirkung der eigenen Spende vervielfachen, indem andere dazu bewegt werden, sich ebenfalls zu engagieren. Wird ein Problem-orientierter Ansatz gewählt, bei dem unterschiedliche Organisationen unterstützt werden, kann dies die gesamtgesellschaftliche Wirkung enorm steigern.

 

One of the most important things we can do for the social innovators we fund is to share with other funders, as well as with partners across sectors, the great work that led us to fund them.
Don Gips CEO der Skoll Foundation

Wie europäische NGOs Funders Fundraising nutzen können

Für NGOs in Europa bietet Funders Fundraising eine hervorragende Gelegenheit, ihre Fundraising-Strategien zu erweitern und neue Möglichkeiten der Mittelbeschaffung zu erschließen. Besonders auch für kleinere NGOs kann es eine großartige Möglichkeit sein, denn ein*e Großspender*in kann so den Zugang zu Netzwerken öffnen, die ihnen sonst verschlossen bleiben würden.

Allerdings ist es in unseren Breitengraden auch schwieriger, Philanthropen anzusprechen. In Europa ist es nicht wie in den USA gang und gäbe, über philanthropisches Engagement zu sprechen. Es gibt eine ungeschriebene Regel: Über Geld spricht man nicht. Organisationen müssen sich also bei der Suche nach gewillten Geldgebern darauf einstellen, dass dies eine Hürde für “Funders Fundraising” sein kann.

Trotzdem wird für die kommenden Jahre erwartet, dass der Trend weiter zunimmt, da immer mehr Geldgeber den Wert erkennen, aktiv in die Fundraising-Prozesse der von ihnen unterstützten Projekte eingebunden zu sein. 

 

Hier sind dennoch einige Ansätze, wie dieser Trend in Europa genutzt werden kann:

  1. Identifikation von “philanthropischen Partner*innen”: NGOs sollten gezielt nach Großspender*innen suchen, die bereit sind, über ihre eigene Spende hinauszugehen und aktiv weitere Mittel zu mobilisieren. Diese Partner*innen sollten in die Planung und Durchführung von Fundraising-Kampagnen eingebunden werden, um ihre Netzwerke effektiv zu nutzen.
  2. Förderung der Zusammenarbeit zwischen Großspendenden: Europäische NGOs können Plattformen schaffen, auf denen Großspendende zusammenarbeiten, Ideen austauschen und gemeinsame Projekte initiieren können. Dies könnte durch exklusive Veranstaltungen, Roundtables oder strategische Partnerschaften geschehen.
  3. Einführung von Vorzeigeprojekten: NGOs könnten spezifische, große Projekte definieren, die eine signifikante Finanzierung erfordern, und gezielt Großspendende ansprechen, um als Initiator*innen dieser Projekte zu fungieren. Ein solcher Ansatz könnte es erleichtern, weitere Spender*innen zu gewinnen, die sich an diesen Vorzeigeprojekten beteiligen möchten.
  4. Kommunikation und Transparenz: Es ist entscheidend, den Großspendenden regelmäßig über die Fortschritte und Erfolge der von ihnen initiierten Projekte zu berichten. Diese Kommunikation stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern motiviert die Spender*innen auch, weiterhin aktiv zu bleiben und weitere Mittel zu mobilisieren.

 

Herausforderungen von Funders Fundraising

Trotz der vielen Vorteile bringt Funders Fundraising auch Herausforderungen mit sich. Eine der größten ist die Konzentration der Macht bei wenigen Personen. Während ein engagierter Großspender viele positive Effekte haben kann, besteht die Gefahr, dass die Macht und der Einfluss übermäßig konzentriert werden, was zu einem Ungleichgewicht führen kann. Außerdem haben viele der wohlhabendsten Menschen in den USA, selbst solche mit dem erklärten Ziel, großzügig zu sein, bisher weniger als 5 % ihres Vermögens für wohltätige Zwecke gespendet. NGOs müssen daher sicherstellen, dass sie die richtigen Anreize und Strukturen bieten, um dieses Engagement nachhaltig zu fördern.

 

Funders Fundraising in Europa: Herausfordernd, aber mit viel Potential

Funders Fundraising bietet eine spannende Möglichkeit, die Fundraising-Bemühungen von NGOs auf ein neues Niveau zu heben. Durch die aktive Einbindung von Großspendenden als Fürsprechende und Netzwerkende können NGOs ihre Reichweite und Wirkung erheblich steigern. Für europäische Organisationen, die dieses Konzept noch nicht kennen, könnte dies der Schlüssel sein, um neue Großspender*innen zu gewinnen und bestehende Unterstützende noch stärker in ihre Arbeit einzubinden. Der Trend aus den USA könnte dabei Helfen, die Philanthropie in Europa zu stärken und neue Synergie-Effekte zu erschaffen.

 

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