Barrierefreies Internet: Accessibility & Performance — so geht’s

Im ersten Teil haben wir Dir erklärt, warum Accessibility wichtig ist und was die häufigsten Fehler sind. In diesem zweiten Teil wollen wir Dir nun erklären, wie Du die Barrierefreiheit auf Deiner Website optimieren kannst und so direkt die auch die Performance Deiner Website verbesserst:

 

1. Zeige Empathie

Versuche mal, Dich auf der Website zu bewegen und dabei nur die Tastatur zu benutzen. Jedes Mal, wenn Du scheiterst, hast Du einen Punkt gefunden, an dem Du arbeiten kannst.

 

2. Bleibe simpel und priorisiere

Wie viele Klicks oder Tastaturanschläge benötigst Du, damit Du auf der Website eine Aufgabe erledigen kannst? Je einfacher der Aufbau einer Seite ist, desto barrierefreier ist sie.

 

3. Nutze so viele Browser Defaults wie nur möglich

Alles, was Du auf Deiner Website, in Deiner App oder in Deinem digitalen Service stylest, muss irgendwann durch die Leitung geschickt werden.

Es ist einerseits kostspielig und andererseits schwer, individuelle Designs auf jedem Browser, jedem Device und jeder Plattform barrierefrei zu gestalten. Frage dich also, ob es wirklich notwendig ist, alles selbst zu machen, wenn nicht vielleicht doch Browser-Defaults reichen würden. 

Browser Defaults beinhalten fast alles, was notwendig ist: Button & Links, HTML5-Inputs oder Focus Styles. Für Performance und Barrierefreiheit ist es definitiv einfacher, denn alles, was Du selbst hinsichtlich JavaScript und CSS gestaltest, muss auch verschickt und geladen werden, was wiederum die Ladezeit Deiner Website verlangsamt.

 

4. Schließe die Tastatur-Bedienbarkeit tabindex ein

Das zentrale Element einer Seite sollte immer zuerst laden. Festgelegt wird die Reihenfolge für die Tastaturbedienung der Elemente über tabindex. Dadurch können User*innen schnell mit der Website interagieren. 

 

5. Nutze Progressive Enhancement

Progressive enhancement (dt. etwa „Fortschreitende Verbesserung“) ist eine Design-Philosophie, bei der es darum geht, so vielen Nutzer*innen wie möglich die grundlegenden Inhalte und Funktionen einer Website zur Verfügung zu stellen.

Haben die User eine neueste Browserversion können sie die Funktion in vollem Umfang und der gewünschten Experience nutzen. Logins oder Formulare können beispielsweise um witzige oder spannende Funktionen oder Designs erweitert werden, um den Nutzenden ein schöne User-Experience mitzugeben. Funktionieren sollte der Login bzw. das Formular aber auch ohne alle Extras.

 

6. Checke die Accessibility Standards

Diese findest du hier: https://thisiswcag.com/

 

Web Accessibility Standards

Das World Wide Web Consortium W3C ist ein Gremium, das Guidelines zur Standardisierung der Techniken im World Wide Web entwickelt und definiert. 

Das W3C hat auch für Accessibility die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) festgeschrieben. Die bereits in zwei Versionen verfügbare Richtlinie soll 2022 mit einer neuen Version aufwarten und Neuigkeiten bereithalten.

Diese Richtlinien zur Web-Accessibility sind unter vier Prinzipien geordnet: 

 

  • Wahrnehmbar

    • Biete Textalternativen für Nicht-Text-Inhalte an.
    • Biete Untertitel und andere Alternativen für Multimedia an.
    • Erstelle Inhalte, die auf verschiedene Arten dargestellt werden können, auch durch unterstützende Technologien, ohne dass der Sinn verloren geht.
    • Erleichtere den Benutzenden das Sehen und Hören von Inhalten

 

  • Bedienbar

    • Mache alle Funktionen über eine Tastatur zugänglich.
    • Gib Nutzer*innen genügend Zeit, die Inhalte zu lesen und zu nutzen.
    • Verwende keine Inhalte, die Krampfanfälle oder körperliche Reaktionen auslösen.
    • Helfe den Nutzer*innen beim Navigieren und Finden von Inhalten.
    • Erleichtere die Verwendung anderer Eingabemöglichkeiten, außer der Tastatur.

 

  • Verständlich

    • Mache den Text lesbar und verständlich.
    • Sorge dafür, dass die Inhalte auf vorhersehbare Weise erscheinen und funktionieren.
    • Hilf’ den Benutzenden, Fehler zu vermeiden und zu korrigieren.

 

  • Robust

    • Maximale Kompatibilität mit aktuellen und zukünftigen Tools, die Deine User*innen benutzen.

 

Jede dieser Prinzipien hat weitere Details, die sehr genau erläutern, wie Du bestenfalls mit Texten, Farben, Untertiteln, Kontrasten, Abständen, Hintergrundfarben oder Fokuspunkten umgehst.

Die vier Prinzipien kannst Du im Detail hier auch einsehen.

 

Erfolgskriterien für Web-Accessibility

Für jede Leitlinie gibt es überprüfbare Erfolgskriterien. Die Erfolgskriterien sind in drei Stufen eingeteilt: A, AA und AAA.

Diese Kriterien geben die Mindest- und Maximalstandards an und empfehlen, Level AA zu erreichen. Das Konsortium selbst sagt auf ihrer Website, dass es “nicht empfohlen wird, die Konformität mit der Stufe AAA als allgemeine Richtlinie für ganze Seiten vorzuschreiben, da es nicht möglich ist, alle Erfolgskriterien der Stufe AAA für einige Inhalte zu erfüllen.”

 

Weitere Standards der barrierefreien Gestaltung von Informationstechnik in Europa

Die W3C-Guidelines sind der weltweit anerkannte Standard. Die WCAG 2.1, also die letzte Aktualisierung der Richtlinien, sind Bestandteil der Europäischen Norm (EN) 301 549 (Abschnitt 9 Web). Die aktuellste Version kannst Du hier ansehen (Stand 03/2021). In Deutschland verweisen beispielsweise auch andere Rechtsgrundlagen wie etwa die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung BITV 2.0 auf die europäische Norm und nennt Details zur Erklärung zur Barrierefreiheit und macht Vorgaben dazu, welche Inhalte barrierefrei zu gestalten sind und welche nicht. 

Die EU-Norm definiert auch klar und teils strenger und verweist beispielsweise auch auf den Stand der Technik. Es soll das, was technisch möglich ist, berücksichtigt werden. Auch müssen Navigations- und Einstiegsangebote von Websites öffentlicher Stellen etwa dem Level AAA entsprechen. Behörden der Bundesverwaltung werden durch das Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (BGG) verpflichtet, ihre Internetauftritte barrierefrei zu gestalten. 

 

Ein Bildschirm zwischen Pflanzen, auf dem "You belong" steht

 

Zusammenfassung

Accessibility und Performance gehören zusammen, denn Accessibility zahlt auf eine schnellere und einfachere Bedienbarkeit Deiner Webservices ein. Das macht Deine User Experience sanfter und besser, steigert die Performance Deiner Seite und lässt User*innen schneller ihr Ziel erreichen.

Über eine Milliarde Menschen haben eine Behinderung oder Einschränkung. Eine enorm große Zielgruppe, die wir systematisch ausschließen, wenn wir unsere Internetangebote nicht barrierefrei anbieten.

Gerade alle Website-Verantwortlichen sollten das Thema Accessibility stets im Blick behalten. Einerseits um alle Inhalte für jede*n abrufbar zu machen, andererseits weil es mit Performance korreliert und drittens: Weil Accessibility in meinen Augen einfach auch eine ethisch-moralische Frage ist.

Im World Wide Web Consortium W3C steht zum Thema Accessibility dieser prägende Satz:

”The Web must be accessible to provide equal access and equal opportunity to people with diverse abilities. Indeed, the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities recognizes access to information and communications technologies, including the Web, as a basic human right.”

Ich ganz persönlich unterstreiche das. 

 

Barrierefreiheit bei und in der FundraisingBox

Auch wenn es nicht ganz einfach ist, alle nötigen Aspekte sofort umzusetzen, so ist es doch wichtig, die ersten Schritte zu gehen und kontinuierliche Verbesserungen anzugehen.

So fließt das Thema Accessibility bei zukünftigen Entscheidungen unserer Architektur mit ein. 

Bei der FundraisingBox-Website halten wir uns an die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und haben Folgendes bereits umgesetzt oder haben es auf der Roadmap:: Verwendung klarer und verständlicher Sprache, ausreichende Farbkontraste für bessere Lesbarkeit, Intuitive und kompakte Navigation, Vermeidung ablenkender Animationen, alternative Textbeschreibungen für Bilder und Erleichterte Verwendung von Screenreadern.

 

 

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