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Barrierefreies Internet: ethische Verpflichtung und Performance Treiber

Im ersten Teil wollen wir Dir erklären, warum Accessibility wichtig ist und was die häufigsten Fehler sind.

Vorweg: In diesem Beitrag geht es um ein Thema, das mir als Autor wichtig ist. Deshalb kann es sein, dass ich in diesem Blogartikel immer wieder die Ich-Perspektive verwende, um aufzuzeigen, dass ich von einer persönlichen Meinung rede und nicht zwingend von allgemeingültigen Konventionen. Fakten werde ich in der Vogelperspektive beschreiben.

Für die meisten von uns ist es ja schon Herausforderung genug, seinen Laptop ohne Maus zu bedienen — so viele Shortcuts und Browser Extensions, weshalb wir dann doch irgendwann wieder die Maus anstöpseln.

Aber hast Du mal versucht, mit einem Screenreader zu surfen? Auf sehr vielen Webseiten entstehen dabei wirklich skurrile, lustige und abenteuerliche Erlebnisse. Denn es geht oft nicht und der Screenreader spuckt Fehler und wirres Zeug aus. Accessibility ist die Antwort, wie Du, ich, wir das Interneterlebnis für jede*n — ja für wirklich jede*n — einfacher machen und beschleunigen können. 

 

Mach’ das Internet zu einem besseren Ort

Warum für mich das Thema so ein Herzensthema ist? Du kannst wirklich helfen, das Web zu einem besseren Ort zu machen, wenn Du nur ein bisschen Empathie zeigst. Denn Accessibility bedeutet nicht mehr, als das Web für alle erreichbar und konsumierbar zu machen.

Auf Ämtern, in Museen, an Bahnsteigen, im gesamten öffentlichen Raum erwarten wir Barrierefreiheit. Ich denke, das sollte auch für das Internet gelten.

“Die Kraft des Webs liegt in seiner Universalität. Zugang für jeden, unabhängig von körperlichen oder mentalen Einschränkungen ist ein essentieller Teil davon.” — Tim Berners-Lee

Accessibility bedeutet aber weder vorwiegend noch ausschließlich Barrierefreiheit im Internet. Es geht um die Leistungsfähigkeit aus der Perspektive der Barrierefreiheit. Denn Web Accessibility unterstützt nicht nur Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, sondern zahlt darauf ein, dass Webseiten für alle einfacher zu bedienen sind und man schneller ans Ziel kommt. 

Web-Accessibility ist ein globales Ziel aller unserer Websites.

 

Warum Accessibility wichtig ist

Bevor ich näher darauf eingehen werde, wie man die Barrierefreiheit einer Website verbessert, möchte ich kurz erläutern, warum das Thema so wichtig ist.

  • Blinde Menschen sollten die gleiche instant-satisfaction durch One-Click-Shopping auf Amazon haben
  • Es wäre einfach nur fair, wir würden Gehörlosen und Hörgeschädigten in Videos den Untertitel korrekt übersetzen.
  • Alle, die keine Maus bedienen können, sollten mit dem Keyboard surfen können.
  • Personen mit kognitiven Einschränkungen oder Lernschwächen sollten Websites vorfinden, die sie verstehen und selbstständig bedienen können.
  • Accessibility macht Seiten schneller.
  • Sie wird ab 2025 zur Notwendigkeit für Online-Shops.

Du siehst: Accessibility betrifft alle Menschen, denen auf naturgegebene oder schicksalhafte Weise der Zugang zum Internet erschwert wird. Wir alle profitieren von userfreundlichen und schnellen Seiten, die auch jeder*m den Zugang erlauben.

 

Pflicht ab 2025

2019 trat der European Accessibility Act in Kraft und wurde im Sommer 2020 mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in deutsches Recht übertragen. Darin festgehalten ist die Pflicht für Webseiten mit Online Shops, ihre Angebote barrierefrei darzustellen. Absatzwirtschaft.de meint sogar, es könne die Branche ebenso unvorbereitet treffen, wie 2018 die Einführung der Datenschutzgrundverordnung.

Dass der Staat hier ein Eingreifen rechtlich vorschreibt, zeigt, dass das Thema bereits gesellschaftliche Wichtigkeit erlangt hat. Gut möglich auch, dass dem Druck bei Online Shops auch noch weitere Branchen oder sogar generelle Sprachregelungen folgen.

 

Wenn Site-Images fliegen lernen

Wir alle sind genervt von langsamen Websites. Aber, wenn Du mal versuchst, Dir speziell große Seiten von einem Screenreader vorlesen zu lassen, wird’s teilweise absurd. Bilder fliegen reihenweise ins Bild, der Screenreader stottert im Vordergrund und liest die Seite vor: Ad-Texte von Bannern am Seitenrand, Headlines – Seitenladestatus inklusive. Und all das, bevor die Inhalte geladen sind und vorgelesen werden können.

User*innen, die darauf warten müssen, dass der Reader Inhalte erst laden muss und dann auch vorliest, haben in Sachen Nutzererfahrung schon ein hartes Los. Deshalb gehören Performance und Accessibility untrennbar zusammen.

Accessibility hört nicht dabei auf, die Webseiten für Screenreader oder Tastaturbedienbarkeit zu optimieren, sie beginnt bei vielen Kleinigkeiten, die wir oft mal als lästige Fleißarbeit abtun. Alt-Texte bei Bildern im CMS zu hinterlegen zum Beispiel: Ohne Alt-Texte kann ein Screenreader nicht erkennen, was auf einem Bild passiert und somit nichts auslesen. Somit kann eine Person, die die Bilder nicht erkennen kann, gar keine Ahnung, was sie da vor sich hat.

 

Häufigste Accessibility Fehler

Im Rahmen einer jährlichen Accessibility Analyse der Top-1-Million-Webseiten hat Webaim.org Menschen mit und ohne Einschränkung befragt, welche die häufigsten Fehler der Barrierefreiheit auf Webseiten sind:

  • Text mit niedrigem Kontrast: 86,4 %
  • Fehlender Alternativtext für Bilder: 60,6 %
  • Fehlende Formular-Beschriftungen: 54,4 %
  • Leere Links: 51,3 %
  • Fehlende Dokumentensprache: 28,9 %
  • Leere Schaltflächen: 26,9 %

 

Häufige Gründe für schlechte Seitenperformance durch schlechte Barrierefreiheit

Neben typischen Fehlern, die Du beim Webdesign, der Content-Pflege und der Programmierung machen kannst, gibt es noch den Aspekt der Seiten-Performance. Denn Barrierefreiheit folgt der Maxime, Seiten für alle nutzbar zu machen und strebt daher absolute Einfachheit des Codes an. Dies wiederum verbessert die Nutzbarkeit sowie die Geschwindigkeit von Seiten für uns alle.

Seiten, die eine schlechte Performance aufweisen, sind also schlecht für die Barrierefreiheit. Prädestiniert für schlechte Performance sind vor allem große Seiten: Nachrichtenportale, Shops, Online-Magazine. Gründe für eine schlechte Ladeleistung der Pages gibt es unzählige. Die häufigsten sind einerseits eine schiere Menge an Content. Gerade große Seiten mit einer riesigen Menge an multimedialen Inhalten wie Videos, Bildern, Animationen oder GIFs, die nicht ideal web-optimiert sind, haben dann Performance-Probleme.

Auch führen zu viele Bundles und JavaScript zu einer geminderten Performance. Nutzt Du zu viel JavaScript oder riesige Bundles wie jQuery-UI, um deine Webseite funktionsfähig zu machen oder sie interaktiv zu gestalten, kann das für die Seitengeschwindigkeit und damit für die Performance problematisch werden.

Ein Flyout-Menü funktioniert beispielsweise rein praktisch auch mit HTML und CSS. Trotzdem binden wir oftmals liebend gern JavaScript ein. Fazit: Nützliches JavaScript ist gut, zu viel davon macht die Seite langsam.

 

Im zweiten Teil erfährst Du die Accessibility auf Deiner Webseite verbesserst. 

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