Nonprofit Pulse Report 2024: NGOs zeigen sich anpassungsfähig und resilient
Der Nonprofit Pulse Report 2024, erstellt von EFA, CIOF und Salesforce, bietet wertvolle Einblicke in die aktuellen Trends und Herausforderungen im Nonprofit-Sektor. Der Bericht basiert auf einer Umfrage unter 671 NGO-Mitarbeiter*innen aus 20 Ländern, wobei der größte Anteil aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden stammt. Die befragten Organisationen repräsentieren eine Vielzahl von Zwecken und umfassen sowohl kleine als auch sehr große Organisationen. In diesem Artikel erfährst Du die zentralen Erkenntnisse des Berichts.
Immer hoch herausfordernd: gestiegene Nachfrage und rückläufige Spenden
Im Jahr 2023 setzt sich der bisherige Trend fort: gestiegene Lebenshaltungskosten führten zu einer erhöhten Nachfrage nach den Dienstleistungen der NGOs, während gleichzeitig die Spenden und öffentlichen Gelder zurückgingen.
Da die Lebenshaltungskosten stiegen, hatten viele Menschen weniger verfügbare Mittel, um für wohltätige Zwecke zu spenden. Dies bedeutet, dass NGOs mit weniger Ressourcen auskommen mussten, während die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen stieg. Trotz der fortschreitenden Digitalisierung berichten 23 % der Befragten einen Rückgang der Online-Spenden, wobei diese Zahl im Bericht nicht mit Offline-Spenden verglichen wird. Dieser Rückgang könnte also mit dem allgemeinen Rückgang der Spendeneinnahmen korrelieren. Auch die Anzahl der privaten Spender*innen und die Spendenbeträge sind rückläufig, was die Notwendigkeit neuer Fundraising-Strategien unterstreicht. So legten 2023 20 % der Organisationen mehr Fokus auf Spender*innen-Betreuung und Retention.
Als Reaktion auf diese Entwicklungen haben 22 % in 2023 mit anderen NGOs zusammengearbeitet. So konnten Ressourcen geteilt und zusammengelegt werden, um gemeinsam Impact zu erzielen.
Fortschritte in der strategischen Planung und Agilität
Trotz dieser finanziellen Herausforderungen zeigen die Ergebnisse des Berichts, dass NGOs flexibler und strategischer geworden sind. 30 % der Befragten gaben an, ihre Fähigkeiten in der strategischen Planung verbessert zu haben, während 31 % flexibler und agiler auf Veränderungen reagieren können. Diese Entwicklung ist entscheidend, um in einem sich schnell verändernden Umfeld erfolgreich zu bleiben. Die Fähigkeit, strategisch zu planen und agil zu handeln, hilft NGOs, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und ihre Wirkung zu maximieren.
Investitionen in digitale Kommunikation und Kreativität
24 % der Organisationen haben ihre Investitionen in Marketing und Kommunikation erhöht. Dies spiegelt die Notwendigkeit wider, ihre Präsenz und Sichtbarkeit zu stärken, um neue Unterstützer*innen zu gewinnen und bestehende zu binden.
Die verstärkte Nutzung digitaler Kanäle und Technologien ist ein weiterer positiver Trend. 40 % der Befragten nutzen verstärkt digitale Kanäle für die interne Kommunikation, was die Effizienz und Zusammenarbeit innerhalb der Organisationen verbessert. Darüber hinaus haben 20 % der Organisationen in Tools zur Förderung von Kreativität und Innovation investiert. Das ist besonders wichtig, um effizientere Wege zur Erfüllung von NGO-Missionen zu finden. Die verstärkte digitale interne Kommunikation mag auch dazu geführt haben, dass nur noch 11 % der Befragten angeben, dass hybride und flexible Arbeitsmodelle ein Problem darstellen.
Fundraising und Spenden
Die größten Herausforderungen im Fundraising ähneln denen von 2022: Arbeitslast, Spenden einnehmen und Mitarbeiter*innen-Wohlergehen. Doch immerhin haben weniger Befragte dies im Vergleich zum Vorjahr angegeben, was eine leichte Verbesserung vermuten lässt.
Ein Multi-Channel-Ansatz wird immer wichtiger, da die Diversifikation der Kommunikations- und Fundraising-Kanäle ein zentrales Thema bleibt, um die Resilienz von Organisationen zu erhöhen. Dies bedeutet, dass NGOs verschiedene Wege nutzen müssen, um Spender*innen zu erreichen und zu binden, einschließlich Social Media, E-Mail, Telefon und In-Person-Events. Letztere sind nach der Corona-Krise wieder vermehrt im Kommen, da die Interaktion auf solchen Events besser inspiriert, motiviert und emotionalisiert.
Der Bericht zeigt, dass die Top 3 Fundraising Kanäle im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben sind, allerdings hat Social Media die E-Mails von Platz 1 verdrängt. Trotzdem bleiben E-Mails ein zentraler Kanal: 14 % geben an, dass sie 2023 mehr Unterstützer*innen über E-Mail-Newsletter gewinnen konnten. Insgesamt kann man an der folgenden Grafik erkennen, dass klassische Fundraising Kanäle wie Mailings oder Telefon abnehmen und digitale Kanäle wichtiger werden:
Laurence Lepetit, Chief Executive von France générosités, hebt die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fundraising-Positionen in Frankreich hervor. Vor allem die geringen Gehälter in der Branche machen es schwierig, gut ausgebildetes Personal zu bekommen:
“Recruitment for fundraising positions is a problem in France, particularly where digital and legacy roles are concerned. Digital skills are in demand across all sectors, and nonprofit salaries can’t match those in commercial organisations, while with legacy roles we struggle to compete with notaries.”
Dies zeigt die Notwendigkeit, attraktive Arbeitsbedingungen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten, um talentierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Außerdem müssen Branchenverbände daran arbeiten, Verständnis und Akzeptanz von marktüblichen Gehältern in der Branche in der Gesellschaft zu schaffen.
Weiterbildung und Team-Themen
Der Bedarf an Schulungen und Trainings bleibt hoch, insbesondere im digitalen Bereich. Obwohl die Herausforderung, digitale Fähigkeiten zu verbessern, im Vergleich zu 2022 (23 %) abgenommen hat, bleibt sie für 14 % der Befragten ein wichtiges Thema. Auch Fundraising-Skills sind für nur noch für 12 % der Befragten (2022: 23 %) eine Herausforderung. Dennoch geben 29 % der Befragten an, mehr Training zu benötigen, um das meiste aus digitalen Kanälen herauszuholen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer kontinuierlichen Weiterbildung und einer Lernkultur innerhalb der Organisationen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist das Wohlergehen der Mitarbeiter. Das ist kaum überraschend, denn mit größerem Workload und weniger Ressourcen steigt der Druck auf die Mitarbeitenden. 29 % der Organisationen investieren daher mehr in das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter*innen, was zeigt, dass NGOs erkannt haben, wie wichtig es ist, ihre erfahrenen Mitarbeiter*innen zu unterstützen und zu motivieren, um ein stabiles Team zu haben.
Einsatz von Künstlicher Intelligenz
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Berichts ist die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI). Generative KI wird bereits häufig für die Erstellung von Social Media Postings oder das Schreiben von Förderanträgen verwendet, während prädiktive KI, die mehr technologische Fähigkeiten erfordert, weniger verbreitet ist. KI könnte eine Lösung für das Problem der steigenden Arbeitsbelastung bei gleichzeitigem Rückgang der Ressourcen bieten, indem sie Zeit spart und die Effizienz sowie Produktivität steigert.
Tendenz: Erfolgreicher Wandel
Der Nonprofit Pulse Report 2024 zeigt, dass viele NGOs erfolgreich die Herausforderungen der letzten Jahre gemeistert haben. Die Digitalisierung und die Einführung hybrider Arbeitsmodelle haben zu neuen Kollaborationsmöglichkeiten geführt. Trotz der Herausforderungen im Fundraising und der Notwendigkeit, mit weniger Ressourcen mehr Arbeit zu leisten, haben NGOs ihre strategischen Fähigkeiten und ihre Agilität verbessert, mehr in das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter*innen investiert und digitale Technologien besser integriert.
Es bleibt jedoch wichtig, weiterhin in die Schulung der Mitarbeitenden und die Diversifikation der Fundraising-Strategien zu investieren, um auch zukünftig erfolgreich zu sein.
Den vollständigen Report kannst Du hier herunterladen: