Social Media für Non-Profits Teil 3: Video & Bild
Ganz allgemein formuliert: Ein Bild erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als reiner Text. Man kennt das ja meistens auch von sich selber: Man scrollt über seine Social Media Timeline, scrollt, scrollt – und stoppt. Etwas hat uns dazu veranlasst, innezuhalten. Das nennt man in der Fachsprache “Thumb-Stopper”, also Daumen-Stopper. Meistens ist das ein Bild (oder eine Video-Vorschau), das uns neugierig macht und sich vom Rest der Postings abhebt. Das kann z. B. durch die Farbgebung, aber auch durch den Inhalt des Bildes selbst erreicht werden. Mehr zum Thema Aufmerksamkeit liest Du z. B. im Blogartikel der WEKA-Akademie.
Wer ist Deine Zielgruppe?
Wie bei jedem anderen Content geht es auch bei Bildern für Social Media in einem ersten Schritt um die Zielgruppe. Trifft Dein Bild bzw. Dein Posting den Geschmack, die Interessen, die Präferenzen Deiner Zielgruppe? Um solche Fragen beantworten zu können, solltest Du Deine Spender*innen zuerst richtig gut kennenlernen (dafür kannst du z. B. ein CRM nutzen). Sind sie jung? Sind sie älter? Wohnen sie in Städten oder eher auf dem Land? Welche Social Media Kanäle nutzen sie? Wie können sie in der politischen Landschaft eingeordnet werden?
Sobald Du Deine Zielgruppe kennst, kannst Du Dir Gedanken über die passende Bildsprache machen. Modern eingestellte, offene Personen bevorzugen in der Regel farbenfrohe, spritzige Bilder – während eher konservative Zielgruppen lieber Bilder mit klassischer Ästhetik betrachten. Familienbezogene Menschen mögen romantische, harmonische Bilder – überzeugte Singles identifizieren sich hingegen in der Tendenz mehr mit kreativer, ausgefallener Bildsprache.
Wie soll Dein Bild wirken?
Jedes Bild weckt Emotionen im Betrachtenden. Frage Dich also, was genau Du mit einem Bild auslösen möchtest. Soll es z. B. Betroffenheit, Freude, Mitgefühl, Verbundenheit oder Traurigkeit auslösen? Wenn Du unsicher bist, welche Wirkung das von Dir gewählte Bild hat, frage bei Kolleg*innen und Freund*innen nach. Natürlich ist so etwas sehr individuell, aber interessante Tendenzen wirst Du auf jeden Fall feststellen können.
Hat Dein Bild einen Wiedererkennungswert?
Nicht umsonst definieren viele Unternehmen – und auch Non-Profits – eine “Corporate Identity”, also eine einheitliche Identität. Sie bestimmt die Außenwirkung Deiner Organisation und sorgt dafür, dass Menschen auf den ersten Blick Deine Marke erkennen. Das ist der Wiedererkennungswert. Folgen Deine Social Media Bilder einem bestimmten Muster, erkennen die Betrachtenden sofort, dass sie es mit Content Deiner Organisation zu tun haben.
So unterschiedlich und abwechslungsreich Dein Social Media Content sein sollte – es sollte immer ein gemeinsamer Nenner vorhanden sein. Das kann (und sollte) in erster Linie die Bildsprache sein, aber auch grafische Elemente wie das Logo Deiner Organisation, bestimmte Farben oder Bilderrahmen können für Wiedererkennungswert sorgen.
Sind Deine Bilder authentisch?
In Zeiten, in denen das Internet vor Stock-Fotos wimmelt, sollten Deine Bilder möglichst authentisch sein, um sich von der Masse abzuheben. Das bedeutet nicht, dass Du nicht hin und wieder Stock-Bilder verwenden kannst. Vermeide es aber, Bilder von Stock-Models zu verwenden, die auf bekannten und großen Webseiten verwendet werden.
Besser ist es immer, Realität zu zeigen. Gerade in der gemeinnützigen Projektarbeit geht es nicht immer so glänzend und fröhlich zu, wie auf Stock-Fotos. Zeige die Realität so, wie sie ist – also auch mal traurig, schwierig, anstrengend. Das erhöht die Glaubwürdigkeit Deiner Non-Profit und verdeutlicht, warum Ihr dringend Spenden benötigt. Dazu gehört auch, dass Du nicht nur Betroffene zeigst, sondern auch Dich selbst und Deine Kolleg*innen. Stellt eure Leidenschaft für die Sache in den Mittelpunkt – je klarer ein Bild zeigt, wieviel Herzblut ihr in eure Arbeit steckt, desto eher wird der Funke auch auf Unterstützende übergreifen! Zeigt offen und ehrlich was ihr macht, wofür ihr steht und an was ihr glaubt. Das schafft Vertrauen und Transparenz.
Bewegt sich da was?
Bei der Flut an Bildern, die uns jeden Tag in sozialen Medien begegnen, ist es manchmal schwierig aus der Masse herauszustechen. Ein Gif kann hier genau das Richtige sein: Die meisten Menschen lieben die bewegten Bildchen und ihre Neugier sorgt vergleichsweise häufig dafür, dass die Gifs auch angeklickt werden. Das sorgt nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern bringt auch Abwechslung auf Deinen Social Media Account.
Passt das Format?
Jedes soziale Netzwerk hat andere Vorgaben, was die optimale Bildgröße und das perfekte Format betrifft. In Internet gibt es dazu zahlreiche Hilfestellungen und Infografiken, z. B. von squarelovin.com: Cheat-Sheet von squarelovin.com
Ein nützliches Tool zur Bearbeitung von Social Media Bildern ist z. B. das Social Image Resizer Tool der Internet Marketing Ninjas. Aber auch Canva – das für Non-Profits übrigens kostenlos ist – kennt die optimalen Formate und lässt Dich mit wenigen Klicks passende Bilder und Grafiken erstellen. Besonders nützlich sind hier die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten und die einfache Bedienung!
Videos für Social Media
Videos werden in der Online-Welt immer wichtiger. Doch worauf kommt es bei einem guten Social Media Video an? In diesem Abschnitt findest Du unsere Tipps. Doch bevor Du die Kamera zur Hand nimmst, mache Dir über folgende Fragen Gedanken:
- Warum machst Du dieses Video? Was ist Dein Ziel?
- Was sollte das Video zeigen, um Dein Ziel zu erreichen?
- Gibt es bereits ähnliche Videos von anderen Organisationen?
- Benötigst Du Hintergrundmusik, oder reicht der “reale” Ton?
Schreibe Deine Idee in ein Storyboard, damit Du beim Filmen organisiert vorgehen kannst. Ein Storyboard ist nach einzelnen Szenen aufgeteilt und beschreibt, was sie zeigen. So kannst Du Dir bereits vorab ein gutes Gesamtbild Deines Videos machen.
Muss ein gutes Video teuer sein?
Viele Non-Profits denken, dass ein Video für Social Media professionell produziert werden muss und damit viel Geld und Zeit kostet. Tatsächlich ist das aber gar nicht so. Viele auf Social Media erfolgreiche (und sogar virale) Videos wurden schlicht mit einer Handy-Kamera aufgenommen.
Was auf Social Media zählt, sind Gefühle. Egal ob es sich dabei um Fotos, Text oder Videos handelt. Erst wenn Du mit Deinem Content die Betrachtenden emotional berührst, werden sie ihn liken, teilen und sogar etwas spenden. Ob dies gegeben ist, entscheidet weder eine aufwändige Produktion, noch ein großes Budget.
Um Gefühle zu erzeugen, braucht es Authentizität. Erst dann ist das Video glaubhaft und zieht Betrachtende in seinen Bann. Auch ein Handy-Video kann authentisch sein – meistens wirkt es sogar “echter” als eine hochprofessionelle Produktion. Hier ein Beispiel:
Deine Organisation hilft vor Ort in Kriegsgebieten und versorgt die ansässige Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern – Nahrung, Kleidung, Medizin, Hygieneprodukte etc. Du möchtest ein Video über euer Projekt vor Ort auf sozialen Medien posten und hast nun zwei Möglichkeiten:
- Ein professionell gedrehter Spot, der euer Hilfscamp von oben mit der Drohne abfilmt und dann gut vorbereitete Statements von Projektmitarbeiter*innen in perfektem Licht zeigt.
- Ein kommentiertes Handyvideo von ein*e Projektmitarbeiter*in, das direkt während der Arbeit aufgenommen wurde. Es zeigt die Situation vor Ort ungeschönt und gibt Einblick in das Leid, das er*sie täglich sieht.
Welches Video wirkt echter, authentischer? Welches Video wird mehr Betroffenheit erzeugen und den Wunsch auslösen, zu helfen?
Ein weiterer Aspekt hierbei ist, dass Low-Budget-Videos indirekt vermitteln, dass Deine Non-Profit nahbar, bodenständig und offen ist. Es zeigt auch, dass sie sorgsam mit Spendengeldern umgeht und holt Deine Unterstützer*innen direkt in den Alltag vor Ort.
Welche Themen sind besonders beliebt?
Eine Studie von nptechforgood hat tausende Videos von Non-Profits analysiert. Dabei haben sie bestimmte Themen ausfindig gemacht, die auf Social Media am ehesten zu hoher Interaktion führen. Besonders gut funktionieren in dieser Hinsicht die – wenig überraschenden – Klassiker:
- Tiere, Kinder und Niedlichkeit im Allgemeinen
- Echte, emotionale Reaktionen (z. B. Freudentränen, Überraschung, etc.)
- Politische, kontroversielle Themen
- Emotionale Geschichten von Begünstigten
Diese Themen rufen starke Emotionen hervor und werden häufiger angesehen, geliked, geteilt und kommentiert. Diese Interaktion ist sehr wichtig: Die Algorithmen der Social Media Plattformen bewerten Postings anhand der Interaktionsrate – je höher diese ist, desto relevanter schätzen sie den Content ein. Dadurch wird der Content häufiger angezeigt und Deine Reichweite stark erhöht. Überlege also, wie die Message Deiner Organisation zu diesen Themen passt und poste regelmäßig passenden Content.
Wie persönlich darf ein Social Media Video für Non-Profits sein?
Das ist ganz einfach beantwortet: Je persönlicher, desto authentischer. Deswegen ist Video auch ein gutes Medium, um Mitarbeiter*innen, Begünstigte, Ehrenamtliche und andere in Deine Arbeit involvierte Menschen zu Wort kommen zu lassen.
Sehr gut eignen sich Videos auch für persönliche Danksagungen. Fundraiser*innen wissen, wie wichtig es ist, sich bei seinen Unterstützenden oft und ehrlich zu bedanken. Hier gibt es ein paar sehr gute Beispiele für Dankes-Videos von amerikanischen Non-Profits.
Braucht es einen Text zum Video?
Ja. Halte dich beim Beschreibungstext für Dein Video allerdings so kurz wie möglich und konzentriere dich auf die Kernaussage. Ein guter Teaser-Text macht neugierig auf das Video und spricht die Emotion direkt an, die das Video weckt. Hier ein paar gute Beispiele:
- Es macht uns traurig zu sehen, wie Straßenhunde in Bukarest leben müssen. Hilf mit, das Leid zu beenden!
- Wir sind überwältigt vom Engagement dieser Schulklasse für Obdachlose. Das gibt uns Hoffnung für die Welt:
- Man kann nur wütend werden, wenn man sieht, wie Menschen den Lebensraum des Sumatra Tigers vernichten. Hilf uns, das zu stoppen!
Am besten fügst Du in Dein Social Media Video auch noch Untertitel ein. Sie sorgen nicht nur für Barrierefreiheit, sondern erleichtern auch das Ansehen des Videos unterwegs am Handy (z. B. in der Bahn), weil es dann auch ohne Ton verstanden werden kann.
Wie lang sollte ein Social Media Video sein?
Die optimale Länge eines Social Media Videos hängt ein wenig von der jeweiligen Plattform ab. Eine grundsätzliche Faustregel ist jedoch: Je kürzer, desto besser. Der durchschnittliche Social Media Nutzende glänzt nicht mit langer Aufmerksamkeit und Konzentration. Sie sind eher kurz angebunden und auf der Suche nach kleinen Häppchen an Information/Unterhaltung.
Ein gutes Social Media Video sollte also nicht wesentlich länger als 60 Sekunden sein.
Wie geht das mit den Emotionen bei Videos?
Wie auch bei Bildern geht es auch bei Videos darum, Emotionen zu erzeugen. Denn erst dann scrollt der*die Betrachtende nicht einfach weiter, sondern setzt sich mit Deinem Content auseinander (wir erwähnten ja bereits die berühmten Thumb-Stopper).
Wichtig ist hierbei, stark auf positive Emotionen zu setzen. Denn Menschen möchten sich gut fühlen und ein glücklicher Mensch wird eher mit Deinem Content interagieren, als ein unglücklicher. Sei also Quell der Freude – berichte über Erfolge oder zeige, wie Du Hoffnung in vermeintlich aussichtslose Situationen bringst.
Ein absolutes Zauberwort ist: Storytelling. Videos sind eine tolle Gelegenheit, um kurze Geschichten zu erzählen – denn Geschichten sind spannend und erzeugen Emotionen. Menschen lieben Geschichten – seit hunderten von Jahren verpacken wir Weisheiten, Einsichten und Lösungswege in ihnen, um sie weiterzuvermitteln. Eine gute Geschichte hat immer einen Protagonisten (also einen Helden) und ein Problem bzw. eine Aufgabe, die es zu lösen gilt. Überraschende Wendungen kennen wir aus vielen Filmen – sie verleihen der Geschichte Spannung und können auch sehr gut in kurzen Videos eingesetzt werden. Wenn Du mehr über Storytelling erfahren möchtest, lies unseren Ratgeber zu Storytelling.
Zahlreiche weitere, sehr nützliche Tipps gibt es im Artikel von D3 – so geht digital: So geht Social Media – Tipps und Tools für überzeugende visuelle Inhalte
Hier geht es zu Teil 4 unserer Social Media-Artikelserie: “Kampagnen planen und durchführen”.
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