Wir sind, was wir geben. FundraisingBox im Interview mit Theresia Gollner
Was hat ein Weltrekord in der Tiefe des Meeres, ein taubes Erdbebenopfer und ein getigerter Kater mit “Digital Fundraising” zu tun?
Wir sind in der Vorweihnachtszeit. Es ist eine Zeit für Geschichten. Für Geschichten nehmen wir uns bewusst Zeit. Wir sagen danke für Philipp Rosenthal’s und Frank Schneider’s ganz persönliche Einblicke zum Thema Spenden und ihre Zeit, die sie uns gegeben haben. Wir sind, was wir geben.
In der Vorweihnachtszeit ist es gut, zurückzublicken. Die DACH Region war in der letzten Wintersaison Schneemassen ausgesetzt. Darüber hat auch Philipp in seinem Interview gesprochen. Die Region um Bali (Lombok und Gili Inseln) wurde letztes Jahr von einem heftigen Erdbeben erschüttert.
Wir freuen uns, dass wir nun die Gelegenheit hatten, darüber mit Theresia Gollner zu sprechen. Theresia stammt aus dem Vorarlberg in Österreich und lebt auf einer der drei Gili Inseln.
Theresia erzählt uns heute ihre ganz persönliche Geschichte, die wir in drei Teile gegliedert haben. Im ersten Teil erfahren wir, wer Theresia ist und womit sie ihre Zeit verbringt. Dann schildert sie ihre Erlebnisse als Erdbebenopfer letztes Jahr in Indonesien. Im dritten Teil gibt Theresia uns einen Einblick in die NPO Arbeit auf den Gilis und Lombok (Bali war ein temporärer Stützpunkt von Bewohnern aus Gili nach dem Erdbeben um Hilfe für Lombok zu organisieren).
Ihr könnt direkt zu einem der drei Teile springen oder nehmt Euch selbst Zeit und lest Theresia’s #WirSindWasWirGeben Geschichte im Ganzen.
Theresia, TECH Tauchlehrerin in Südostasien
Das Erdbeben auf Lombok, den Gilis und Bali
Spenden und Projekte von Non Profit Organisationen auf Lombok und Gilis
Theresia, TECH Tauchlehrerin in Südostasien
In Österreich, Schweiz und Deutschland sind manche Wiesen in den Bergen schon mit Schnee bedeckt und wir stehen kurz vor der nächsten Skisaison. In Indonesien ist es ganzjährig konstant warm und trotz saisonaler Regenzeit ist inselweit mit keinem Schneefall zu rechnen. Dafür kann das Meer ganzjährig genossen und mindestens ein Drittel – der ungefähr 17.508 – der Inseln bereist werden, weil sie bewohnt sind.
Theresia Gollner ist nicht nur Tauchlehrerin. Sie ist eine von zwei weiblichen TECH Diving Instructors in ganz Südostasien. 2016 und 2017 wurde sie vom TDI Tauchverband für die meisten Zertifizierungen von Tauchschülern in Indonesien ausgezeichnet. Wer sich mit Tauchen auseinandersetzt, weiß, dass Theresia Gollner hier nicht nur eine Vorreiterin, sondern ein Vorbild für viele Mädchen und Frauen ist. Obwohl natürlich das Geschlecht überhaupt keine Rolle spielen sollte, um sich einen Platz an der Spitze der (Tauch-) Elite zu erarbeiten!
Wie in jedem Beruf ist Wissenstransfer unerlässlich, damit bestmögliche Resultate erzielt werden können und jeder Spaß bei der Arbeit hat, denn dann fühlt es sich gut und richtig an. Das passt auch zu unserer Wikando Philosophie: wir wünschen uns, dass die Welt gerechter, sauberer und bewusster wird.
Wer tüchtig ist und für seinen Traum lebt, dem (d/w/m) stehen immer alle Türen offen. Für alle Nicht-Taucher, die gerade unser Interview lesen und durch die Einleitung aber neugierig geworden sind, was eine Tauchlehrerin gerade im TECH Bereich macht, haben wir ein Video von Soulwater Productions für Euch. Klickt rein, Theresia wurde von der Filmemacherin Adrienne bei ihrer Arbeit gefilmt. Bei der Beschriftung auf den Tanks im Video sieht man, dass Weihnachten bald erneut vor der Tür steht…
Theresia lebt seit 2013 in Indonesien und hat sich auf Gili Trawangan niedergelassen. Sie hat vor 6 Jahren Will Goodman bei seinem Weltrekord im Tieftauchen begleitet. Will ist bereits 2010 ein Guinness Weltrekord für den längsten Open Salt Water Scuba Dive (Tauchgang im Meerwasser) mit 48 Stunden, 9 Minuten und 17 Sekunden gelungen.
Dem gesamten Team ist daraufhin 2014 erneut der CCR Weltrekord geglückt. Theresia war ein wichtiges Mitglied dieses Teams. Das Ziel lag bei 290 Metern in die Tiefe abzutauchen. Aufgrund mathematischer Berechnungen gibt es Stimmen, die sagen, dass dieser Tauchgang knapp unter 300 Meter tief war. Laut Berechnungen müssten es etwa 297 Meter gewesen sein. Theresia blickt hier auf eine tolle Zeit zurück. Bleiben wir noch ein etwas beim Blick in ihre Vergangenheit.
Theresia hat Internationale Wirtschaft und Management studiert. Bei ALPA in Österreich begann sie ihre Karriere. Sie hat als Projektleiterin mehr als vier Jahre in China und Vietnam für das Unternehmen gearbeitet. In Bali machte sie während einem ihrer Urlaube ihren ersten Schnuppertauchgang. Seitdem hat sich in ihrer weiteren Lebensplanung einiges verändert.
Nach vielen Weiterbildungen machte sie den Sprung zur Tauchlehrerin und zuletzt die Spezialisierung ins technische (TECH) Tauchen. Ihr tiefster Tauchgang war über 100 Meter. Als TECH Instructor ergriff sie die Chance, als sie von Will gefragt wurde, ob sie mit ihm zusammenarbeiten möchte. Auch wenn auf der wunderschönen Insel mehr und mehr Frauen als Berufstaucherinnen arbeiten, musste sie sich als Frau 2013 durchsetzen und wurde 2015 eine von zwei weiblichen TECH Tauchlehrerinen in ganz Südostasien.
Wenn das Team stimmt, klappt vieles, um nicht zu sagen alles. Willenskraft gepaart mit Durchsetzungsvermögen hilft überall. Wenn diese sich auf gegenseitigen Respekt und Professionalität stützen. Das war trotzdem gerade in der Anfangszeit für Theresia nicht einfach. In Indonesien werden viele Sprachen gesprochen. Es gibt viele unterschiedliche Religionen und Kulturen. Die Menschen, ob hinduistisch oder buddhistisch in Bali oder muslimisch in Lombok oder auf den Gilis, sind sehr auf das Familienleben fokussiert. Zugleich sind sie aber durch den Tourismus weltoffen – und das hilft. Man lernt voneinander.
Seither hat Theresia zahlreiche Tauchschüler aus vielen Ländern unterrichtet und gibt, ohne dabei einen Finger zu heben, Tipps wie das Miteinander funktioniert. Ob es sich um Tierschutz- oder Umweltschutz-Themen handelt, ist dabei sekundär. Wichtig ist ihr, dass jedem bewusst wird, dass jeder etwas tun kann, auch wenn es noch so klein erscheinen mag.
Dominiks Frau Vanessa hat das Interview vorgeschlagen und möglich gemacht. Wie Ihr jemanden vorschlagen könnt, mit dem wir ein #WirSindWasWirGeben Interview führen sollten, erfahrt ihr am Ende dieses Interviews. Wir durften mit Theresia sprechen, um zu verstehen, wie ihre Erfahrungen mit Spenden nicht nur in der heutigen Zeit, sondern auch auf der anderen Halbkugel unseres blauen Planeten funktioniert und was wir alle voneinander lernen können.
Das Erdbeben auf Lombok, den Gilis und Bali
Theresia Gollner unterstützt zum Beispiel eine Freundin, die ein Schulprojekt nach dem Erdbeben auf Lombok ins Leben gerufen hat. Theresia verwendet hierzu verschiedene Plattformen, um Aufmerksamkeit für das Projekt zu bekommen. Mehr zu dem Projekt erfahrt ihr in unserem Interview.
Theresia Gollner im Interview mit FundraisingBox. #WirSindWasWirGeben
Wir bleiben uns treu und beginnen, wie auch bei Philipp und Frank: Wo findet man Dich überall im Netz?
Mich erreicht man natürlich über unsere Website Blue Marlin Dive TECH. Natürlich kann man mir auch auf Instagram folgen oder mich über meine offizielle Facebook Page kontaktieren, auf der man meine Kontaktdaten findet.
Was bedeutet Dir spenden?
Nun, um es kurz und dennoch sehr aktuell zu machen, seit dem Erdbeben habe ich einen ganz anderen Blick auf das Spenden. Natürlich auch wenn Vanessa oder Du wie auch mit Sicherheit jeder schon gespendet hat, verändern einschneidende Lebensereignisse das eigene Spendenverhalten und die Bedeutung der Spenden. Übrigens gefällt mir euer Firmenname sehr. Die „Wikandos“ – das hast Du so nett formuliert und es gefällt mir, wie ihr bezeichnet werdet “we can do”. ☺
Da ist vieles auf den Punkt gebracht und der Satz ist sehr gehaltvoll für jeden einzelnen von uns. Somit kann sich die Bedeutung des Spendens immer ändern.
Ja, Lebensereignisse verändern das Spenden.
Möchtest Du uns erzählen, was das tragische Ereignis in der Region Lombok / Gilis damit zu tun hat?
Gerne, denn ich bin sicher, dass viele Menschen so etwas traumatisches zum Glück nicht erleben müssen, dennoch darüber Bescheid wissen sollten. Eine Woche vor dem großen Erdbeben gab’s kleinere Vor-Beben. Auf Lombok haben bereits mehr als 2.000 Menschen bei den kleineren Beben ihre Häuser verloren. Am Abend vor dem großen Erdbeben habe ich für den nächsten Tag einen Tauchgang auf 100 Meter geplant. Bei der Tauchgangsplanung gegen 20 Uhr abends hat die Erde angefangen zu beben. Alles war dunkel. Wir hörten Schreie, dass alle auf den Hügel laufen sollen, denn es könnte ein Tsunami auf die Insel zukommen. Die Stromversorgung ist zusammengebrochen, also habe ich schnell meine Taschenlampe gesucht. Tausende Menschen sind in Panik zum Hügel gerannt und manche überrannten sich dabei. Es war furchtbar.
Panik brach aus, wie habt Ihr Euch organisiert und informiert?
Ja, das löst zusätzlichen Stress aus. Wenn überhaupt war das Internet nur sporadisch abrufbar. Viele versuchten ihre Familien und Freunde zu erreichen. Chaos überall und große Angst! Die Angst überschattete uns alle, ob noch ein Erdbeben dieser Stärke kommen würde. Während wir auf dem Hügel mit Tausenden anderen waren, konnten Informationen von Einzelnen doch zeitweise abgerufen werden. Wir wussten nun, dass die Tsunami Warnung aufgehoben wurde. Nach dieser Meldung sind wir zum Tauchcenter. Auf dem Weg und im Tauchcenter selbst haben wir erstmal das Ausmaß der Zerstörung und Schäden wahrgenommen. Wir richteten, weil wir im Tauchcenter Erste-Hilfe-Ausrüstung haben, sofort ein Lazarett mit anderen Tauchcentern, Resorts und Apotheken am Hafen ein. Es gab Ärzte unter den Touristen, sodass eine Erstversorgung der Verletzten möglich war. Es ging jedem durch Mark und Knochen und jeder war auf seine Art traumatisiert.
Hast Du die Insel verlassen?
Eigentlich wollte ich nicht abreisen. Touristen wurden als erste evakuiert. Ich wollte auch meine Haustiere nicht allein lassen, weil Tiere am schlechtesten um Hilfe bitten können. Es war eine schreckliche Situation, in der wir uns alle befunden haben.
Warum “eigentlich” nicht abreisen?
Am nächsten Tag haben wir uns alle getroffen. Es wurden schon die ersten Abtransporte für Touristen organisiert. Meine Familie und Freunde meinten, ich soll zumindest nach Bali aufs Festland für paar Tage. Das wollte ich nicht. Ich wollte beim Aufbau mithelfen. Anpacken. Aber es wurde von Tag zu Tag gefährlicher. Leute haben eingebrochen und haben Sachen gestohlen, wobei das nur materielle Dinge sind, auch wenn es sich nicht gehört, diese jemanden wegzunehmen. Viel schlimmer ist, dass es zwei Vergewaltigungen am Tag nach dem Erdbeben auf der Insel gab. Wir konnten einfach nicht mehr alleine rausgehen. Wir mussten mindestens zu viert sein, am besten auch in Begleitung von zwei Männern, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Das kenne ich so von Indonesien nicht, wo man normalerweise vollkommen sicher alleine als Frau reisen kann.
Das geht mir nicht nur jetzt sehr nah, sondern ging uns auch schon letztes Jahr so. Allen Opfern gilt unser Mitgefühl und zugleich möchte ich mich bei Dir für Deine Offenheit bedanken. Möchtest Du, dass ich unser Interview anders lenke oder möchtest Du mehr darüber erzählen?
Nein, die Menschen sollen das ruhig erfahren, denn unser Planet ist nicht nur ein rosaroter Ponyhof.
Da hast Du vollkommen recht!
Wir konnten uns nicht mehr frei bewegen. Nach Einbruch der Dunkelheit durften wir sowieso nicht mehr unser zu Hause verlassen. Am besten, wie gesagt, nicht allein sein. Polizei und Militär haben zwar patrouilliert, dennoch war alles nur auf das Nötigste ausgerichtet. Auch der Stromausfall dauerte an. Polizisten wie auch weitere Soldaten mussten erst noch kommen, um weitere Stabilität zu gewährleisten. Genaues weiteres Vorgehen war noch nicht absehbar, wann und wie dies organisiert werden sollte. Am dritten Tag bin ich mit meinen Katzen abgereist. Zum Glück konnte ich in Bali für drei Wochen bei einer Freundin bleiben.
Wann bist Du nach Gili Trawangan zurückgekommen?
Am 25ten bzw. 26ten August bin ich nach Hause zurückgekommen. Fast eine Woche bevor die Insel wieder offiziell „aufgemacht“ hat. Die Situation war dann besser, denn es waren 200 oder 300 Polizisten und Soldaten auf der Insel. Die Sicherheit war zum größten Teil wiederhergestellt. Es wurden Boote mit Hilfslieferungen zugelassen und jeder Tag wurde langsam besser.
Das Leben auf der Insel war dann erträglicher?
„Erträglicher“ passt wohl besser als „besser“, ja. Bis dahin war ja nicht mal sicher, ob überhaupt das Frischwasser ausreicht. Das Gemeinschaftsgefühl war toll. Menschen grüßten sich noch mehr, erkundigten sich nach dem Wohlbefinden der anderen und halfen sich gegenseitig. Eine grandiose Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte.
Spenden und Projekte von Non Profit Organisationen auf Lombok und Gilis
Eine neue Art der Community wurde geboren.
In der Tat, genauso würde ich es beschreiben. Denn es gab noch länger keine Touristen. Ohne Touristen hat niemand ein Einkommen. So einfach ist das. Man hat keine Arbeit. In der Zeit konnte keiner etwas verdienen. Um ein Beispiel zu geben: Die Tauchcenter haben sich organisiert und haben entweder kostenlose Abendessen kostenloses Frühstück angeboten. So hat jeder jedem geholfen, wir waren um die 50 bis 100 Menschen auf der Insel. Wir haben Mauern eingerissen, bei der Moschee oder Fußballplatz den Schutt aufgesammelt und Stück für Stück haben wir die Insel wieder bewohnbar gemacht.
Es gibt ja viele Tiere auf der Insel, Du hast auch gemeint, dass Du Deine Katzen geschützt hast. Wie wurden die anderen Tiere versorgt, da es ja auch mit Frischwasser in der Zeit knapp war?
Wir haben Kübel mit Wasser und Futter aufgestellt, sodass Pferde, Hühner, Ziegen, Kühe und auch Katzen Zugang zu Frischwasser und Futter hatten. Es war ja Trockenzeit. Jeder hat etwas dazu beigetragen, dass es funktioniert. Ich würde gerne noch erwähnen dass Horses of Gili und Cats of Gili gratis Katzenfutter und Futter für Pferde gespendet und verteilt haben.
Die meisten Angestellten, die auf Gili Trawangan arbeiten, kommen aus Lombok. Dort haben mehr als 400.000 Menschen ihre Häuser verloren und die Infrastruktur war völlig zerstört. Damit war klar, dass sie sich erstmal um ihre Familien kümmern müssen, denn Arbeit gab es auf den Gilis nicht. Es war wichtig, dass der Tourismus wieder schnellstmöglich zurückkommt.
Wurdet Ihr oder im Speziellen Du von anderen Hilfsorganisationen unmittelbar nach dem Erdbeben auf Lombok und den Gilis unterstützt oder habt Ihr eine eigene Spendenaktion ins Leben gerufen und habt um Hilfe bei Euren Familien und Freunden gefragt?
Jeder wollte helfen. Wir haben dann natürlich paar Sachen doppelt gemacht und im Nachhinein würden wir es etwas anders machen. (lacht) Etliche Helfer, unter anderem auch vom Gili Eco Trust, haben jeden Tag Futter und Wasser für alle Tiere auf den Gili’s verteilt. Wir wussten aber, dass auch hier die Zeit nicht unser Freund war.
Warum ist Zeit gerade so kritisch?
Weil wir, auch im Rückblick, sagen können, dass man für eine Spendenaktion, die mit so einem schrecklichen Ereignis zusammenhängt, maximal eine oder wenn man Glück hat, zwei Wochen Zeit hat, um große Teile der Weltbevölkerung zu erreichen. Auch wenn das Beben mehr als ein Jahr zurückliegt, gehen immer noch Spenden ein, für die wir sehr dankbar sind. Schnelligkeit gepaart mit Ressourcen und Kreativität ist hier gefragt und das in einer Umgebung, in der von keiner Normalität zu sprechen ist, sondern eher vom Notstand. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen helfenden Händen bedanken.
Magst Du hierzu anderen Fundraisern etwas darüber erzählen oder sie in ihrem Tun bestärken?
Gerne. Wir haben #GiliStrong und #GiliStrongCommunity gegründet. Unmittelbar nach dem verheerenden Erdbeben waren in unserem Team die 50 Leute auf Bali. Hier haben wir unsere Arbeit in Gruppen aufgeteilt.
Eine Gruppe war die Sustainability Group. Diese ist für das Wohl der Teams zuständig gewesen. Eine Gruppe war die Logistik Gruppe. Hier wurde sich um Spendenverteilung gekümmert. Sodass die eingekauften Waren bzw. Hilfsgüter auch nach Lombok und die Gilis zugestellt werden konnten. Die Teams vor Ort konnten diese verteilen oder an andere Hilfsorganisationen übergeben. Dann gab es die Finanzen Gruppe, die sich um die Spendengelder gekümmert hat. Die Gruppe Medien verantwortete die Kommunikation.
Wir hatten gute Kontakte zu Medien. Ich habe zum Beispiel Interviews in den österreichischen Medien platzieren können. Auch hier gilt mein Dank für die Unterstützung der Medien. Wir haben versucht, Menschen auf Social Media zu erreichen und zu mobilisieren. Meine Cousine arbeitet bei den Vorarlberg Nachrichten, durch sie bekam ich hier Unterstützung. In der Folge konnte ich drei Zeitungsinterviews, ein Radiointerview und ein Fernsehinterview geben und so nach einer Spende bitten.
Wir haben regelmäßig Updates gepostet, wie es auf den Gilis oder Lombok vorangeht. Was mit den Spendengeldern gemacht wurde und wie diese den Erdbebenopfern geholfen haben. Das ist wichtig, damit auch Menschen, die zum Teil schon unsere Gäste waren und eine Spende gegeben haben, auch sehen konnten, dass wir alles tun, damit jeder wieder willkommen ist. Es klingt zwar einfach, es ist aber ein Knochenjob jeden Menschen zu kontaktieren und mit Informationen zu versorgen, neben den persönlichen Kontakten, die man hat. Und wiederum diese Menschen zu bitten mit ihren Kontakten weitere Hilfe zu organisieren.
Tauchcenter, Hotels und Resorts haben auf GoFundMe Spendenaktionen für ihre eigenen Mitarbeiter gestartet beziehungsweise Pages für sie gegründet. Wir haben zum Beispiel bei Blue Marlin Dive Center auf unserer Blue Marlin GoFundMe Page mehr als 30.000,- englische Pfund für die eigenen Mitarbeiter, die ihre Häuser verloren haben, eingesammelt und ihnen diese für ihre Familien weitergegeben.
Der größte Teil meiner persönlich eingesammelten Spenden ging bis auf einen kleinen Teil an die Pituq Community Foundation. Auch hier möchte ich offen sein, ohne die Summe von ungefähr 13.000,- Euro in den Vordergrund zu stellen. An Horses of Gili habe ich circa 2.100,- Euro verwendet, weil diese Organisation auch durch das Erdbeben in Notfall geraten ist. Sie mussten erstmal umziehen, weil die geretteten Pferde wochenlang bis in den Knöcheln im Schlamm gestanden sind. Dieses Geld möchte ich allerdings, sobald es den Horses of Gili besser geht, der Pituq zu Verfügung stellen. Das braucht aber noch ihre Zeit.
Der Pituq Community Foundation fühle ich mich sehr verbunden, nicht nur weil Jaana und ich befreundet sind und wir uns in ihrem veganen Restaurant auf den Gilis immer wieder zum Austausch treffen. Sie kam als eine Touristin auf die Gilis und hat sich in Indonesien verliebt und ihr Lebensglück gefunden. Durch ihre positive Energie entstand Pituq. Im kleinen Rahmen hat die Foundation angefangen, durch das Erdbeben viel Zuspruch erhalten, weil die Community mitunter über den Abfall informiert, aufklärt und sich lokal für Lösungen einsetzt, um die Situation zu verbessern. Themen dabei sind warum Abfall nicht im Meer landen sollte oder wie dieser am besten recycelt werden kann. Wir haben ein Projekt welches „Plastik Ökoziegel“ heißt. In eine Plastikflasche wird Plastik gesteckt oder besser gesagt verdichtet. Dieser Ökoziegel ist dann sehr stabil, sodass dieser so hart wie ein Ziegelstein ist. Damit wurde auch schon ein Teil einer Schule gebaut.
Eine sinnvolle Nutzung der bereits verbrauchten Ressourcen. Die Recycling Prozesse sind noch nicht gut. An einem weiteren Recycling Projekt arbeiten wir gerade. Auch wenn wir hier von einer Investitionssumme von 400.000,- Euro sprechen, um das Trinkwasser nicht weiter zu verschmutzen und viele weitere sinnvolle Folgeprojekte daraus zu machen. Der größte Teil der Summe, sobald wir diese zusammen bekommen, wird für die Recyclinganlage selbst und die Geräteeinweisung der Mitarbeiter aufgewendet. Das technische Verständnis, wie beim TECH Tauchen, ist auch hierfür elementar.
Klingt großartig. Ich wurde auf eine besondere Geschichte über ein taubes Mädchen aufmerksam gemacht, die auch bestimmt unsere Leser interessiert. Magst Du sie kurz erzählen?
Viele Lehrer in öffentlichen und privaten Schulen in Lombok verdienen umgerechnet 15,- Euro im Monat. Ohne Bildung und Erziehung gibt es keine Chance für die nachfolgenden Generationen.
Nach dem Erdbeben entstand durch die Pituq Community Foundation eine Schule und hat mittlerweile zwei Klassenzimmer. Das taube Mädchen, Liza, konnte am Anfang nicht lesen und schreiben. Jetzt hat sie die schönste Handschrift, die ich jemals in einem Schulheft gesehen habe. So einen Fortschritt sehen und miterleben zu dürfen, ist ein Geschenk. Ganz nebenbei sieht man im Hintergrund des Klassenzimmers auch die Ökoziegel.
Kinder und Tiere können sich selbst nicht nur wehren oder sich selbst helfen und brauchen Unterstützung.
“ICH HABE MICH SCHON IMMER FÜR SCHWÄCHERE EINGESETZT, WEIL DAS EIN TEIL MEINER ERZIEHUNG IST”
Je höher die Bildung und besser die Erziehung, desto besser ist die Zukunft.
Da ist was wahr. Weil Du Tiere ansprichst, wie erging es den Tieren nach dem Erdbeben?
Wir haben hier auf den Gilis zwei Organisationen Cats of Gili und Horses of Gili, die ich bereits angesprochen habe. Cats of Gili hat auch einen Onlineshop, bei dem aus der ganzen Welt bestellt werden kann. Ich habe auch Futter für Hühner gekauft und Ziegen geholfen. Habe zusätzlich separates Katzenfutter besorgt, damit auch den herrenlosen Katzen geholfen wird. Bei den Katzen ist mit Sicherheit die eine oder andere dabei gewesen, die ihr Zuhause durch das Erdbeben verloren hat und herrenlos wurde. Summa summarum konnten wir mindestens ein paar Hundert Katzen helfen. Ich persönlich habe morgens und Abends auf dem Weg zur und von der Arbeit etwa 50 Katzen gefüttert. Eine ist mir dann zugelaufen. Am Anfang habe ich zu mir gesagt, dass meine Zwei mir bereits vollkommen ausreichen und mich bereits genug fordern, jetzt habe ich noch eine… (lacht)
Seit dem Erdbeben ist mein Bewusstsein noch stärker geschärft, auch wenn ich mir wünschen würde, dass niemand diese Erfahrung machen muss. Ich besitze auch seit dem Erdbeben ein halbes Pferd.
Ok, ein halbes Pferd zu besitzen, klingt jetzt… (lacht)
Da hast Du recht Dominik, klingt wirklich merkwürdig, das halbe Pferd ist erst seit heuer im August da… (lacht)
Ich habe mich an einem halben Pferd beteiligt, damit das Pferd weiter am Leben bleiben darf. Sie hat übrigens ihr Fohlen bekommen. Die andere Hälfte wurde von Tori, der Leiterin von Horses of Gili gespendet und sie wird auch dort betreut.
Wie werden eigentlich Spender auf der Insel erreicht, Spendenbriefe schließe ich jetzt mal aus.
Nein, Briefe werden nicht verschickt. Fundraiser oder Spender werden über die zahlreichen Bars oder Restaurants angesprochen oder tauschen sich in diesen aus. Fundraising wird zugleich auch in Hotels, Resorts, den bereits erwähnten Restaurants und Bars wie auch von Tauchcentern durchgeführt. Kürzlich war auch ein Inseltriathlon, der Spenden gesammelt hat für die Erdbebenopfer.
Ansonsten werden Emails verschickt oder Social Media Posts veröffentlicht. Der persönliche Kontakt steht auf der Insel über allem. Deswegen ist auch unsere Community so stark.
DANKE Theresia für diese tollen Einblicke. Schon beim letzten Interview mit Frank waren wir an einem großartigen Ort, der Ausblick hier an Deiner Tauchbasis ist natürlich etwas ganz besonderes, denn hier verbinde ich die eine oder andere Erinnerung. Freue mich auch auf unser nächstes Wiedersehen, ob in 100 Meter Tiefe werden wir sehen. Eine Oberflächenpause nach einem Tauchgang in 50 Metern Tiefe wird genauso toll sein. Und dann gehen wir los.
Auch im Namen aller Wikandos ein großes DANKEschön für Deine Zeit, für Dein Engagement und Deine Antworten aus Deinen ganz persönlichen Erfahrungen, die nicht nur uns einen tieferen Blick ins Fundraising, wie auch ins digitale Fundraising der heutigen Zeit, geben. Zugleich bedanken bedanken wir uns bei der Pituq Community Foundation für die zu Verfügung gestellten Fotos in der Schule und bei den Projekten. Wir sind, was wir geben.
Mit wem sollten wir unbedingt ein Interview führen? Schickt uns einen Vorschlag und kontaktiert uns mit dem Hashtag #WirSindWasWirGeben über unser FundraisingBox Kontaktformular. Oder schreibt uns eine Nachricht im Chat oder gerne auch über unsere FundraisingBox Fan Page auf Facebook. Wir sind gespannt auf Eure Vorschläge!