Wirkungsmessung durch Impact-Register: Revolution für den NPO-Sektor?

Wirkungsmessung in Non-Profit-Organisationen ist ein umfangreiches Thema, dem wir uns bereits in diesen Artikeln gewidmet haben:

 

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Den Impact klar beziffern zu können, kann viele Vorteile haben, ist aber auch kompliziert. Wie misst man den Erfolg von sozialen Projekten und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft? Impact-Register – wie sie in den USA bereits existieren – sollen die Wirkungsmessung standardisieren und den Impact von Organisationen vergleichbar machen. Welche Vor- und Nachteile das hat und ob es sich dabei um eine Art “Revolution” handeln könnte, erfährst Du in diesem Artikel.

 

Was ist ein Impact-Register?

Im Wesentlichen ist es eine Datenbank, die dazu dient, Informationen über die Leistung und die Ergebnisse von gemeinnützigen Projekten zu katalogisieren. Impact-Register werden von externen qualifizierten Stellen betrieben, die sich auf Wirkungsmessung spezialisiert haben. Der Zweck besteht darin, eine Einheitlichkeit in der Auswertung zu gewährleisten, damit Organisationen nicht selbst mit der oft komplexen Aufgabe des Impact Measurements konfrontiert werden müssen.

 

Wirkungsmessung ist mehr als Zahlen und harte Fakten

Ein entscheidender Aspekt bei der Beurteilung des Nutzens von Impact-Registern ist die Methodik, die für das Register angewandt wird. Die Anzahl von Teilnehmenden oder der Prozentsatz erfolgreich in die Arbeitswelt integrierter Begünstigter kann ganz einfach gezählt werden. Aber wie sieht es mit den zahlreichen, oft subtilen Nebeneffekten von sozialen Projekten aus? Zum Beispiel gesteigertes Selbstbewusstsein oder das Nicht-Vorhandensein von Angst bei den Begünstigten stellt die Wirkungsmessung vor Herausforderungen. Hierfür gibt es aber schon Ansätze, die Impact kategorisieren und damit auch die nicht bzw. schwer quantifizierbaren Aspekte eines Projektes berücksichtigen.

 

Erfolgreiche Beispiele aus anderen Sektoren

In manchen Bereichen sind Register bereits Standard. So helfen die standardisierten Daten in einem Patient*innen-Register dabei, die Forschung an Krankheiten voranzutreiben. Auch bei der genetischen Forschung oder beim Klimawandel wird mittlerweile auf standardisierte Daten zurückgegriffen, um Wirkungsanalysen zu erstellen. In diesen Bereichen haben sich Register als effektive Instrumente erwiesen, um Informationen zu katalogisieren, Ergebnisse zu reporten, Impact und Kosteneffizienz zu bestimmen und herauszufinden, was wirklich funktioniert.

In der medizinischen Forschung sind Daten-Register bereits der Standard.

Pro: Wirkungsmessung durch Register

 

Spenden: Emotion oder Information?

Die Entscheidung zum Spenden wird in erster Linie emotional getroffen. Impact-Register könnten das grundlegend ändern: Sie bieten Spender*innen datenbasierte Informationen über den Erfolg und die Wirkung eines Projekts. Besonders für größere Geldgeber*innen und Unternehmen mit CSR-Engagement könnten das überzeugende Argumente sein. Sie können dorthin spenden, wo das Geld den größten Impact hat und diese Daten für ihr Reporting nutzen. Generell ist es gut, wenn Spender*innen informierte Entscheidungen treffen können. Ganz ähnlich wie Konsumenten-Informationen (beispielsweise über die Herkunft oder die sozialen und ökologischen Auswirkungen eines Produkts) zu besseren Kaufentscheidungen führen, könnten Impact-Informationen zu besseren Spendenentscheidungen führen. Impact Genome ist ein US-amerikanisches Register für den sozialen Sektor, das zu der Aussage kommt, dass die objektive Evaluation zu besseren Fundraising-Ergebnissen führt.

 

Standardisierung und Vergleichbarkeit

Einer der großen Vorteile von Impact-Registern ist, dass die Daten dadurch standardisiert werden. Wenn der gesamte Sektor nach den gleichen Methoden vorgeht, entstehen einheitliche Daten, mit denen aussagekräftige Auswertungen gemacht werden können. Dadurch lassen sich Benchmarks schaffen, anhand derer Organisationen und Vereine ihre Projekte beurteilen und verbessern können. Außerdem bieten Register eine hervorragende Grundlage für die Forschung.

 

Datengetriebene Effizienzsteigerung

Wirkungsmessung hat den Effekt, dass man herausfinden kann, was funktioniert und was nicht. NPOs können anhand der Ergebnisse beurteilen, wo sie wie erfolgreich waren und Verbesserungen – z. B. bei der Kosteneffizienz oder im Projektdesign – vornehmen. Ein datengetriebener Ansatz könnte also direkt zu besseren Outcomes und innovativen Ansätzen führen.

 

Wirkungsmessung für alle

Bisher ist es so, dass jene Organisationen, die am ansprechendsten Fundraising und Marketing betreiben, auch die meisten Spenden erhalten. Vereine mit wenig Ressourcen, die nicht derart viel in diese Bereiche investieren können, haben also einen Nachteil. Durch Impact-Register sind sie – sofern sie guten Impact erzielen – besser für Neuspender*innen auffindbar. Außerdem haben Register einen weiteren Vorteil für kleinere NPOs: Die aufwändige und komplexe Wirkungsmessung muss nicht selbst gemacht werden, sondern wird von objektiven Dritten übernommen. So erhalten auch sie Zugang zu professioneller Evaluation.

Contra: Wirkungsmessung als NPO-Rating

Eine Gefahr von Impact-Registern besteht darin, dass sie als Werkzeug für das Rating von ganzen Organisationen gesehen werden könnten. Dabei gibt es zahlreiche Gründe für den Erfolg oder Misserfolg einzelner Projekte, die noch nichts über die gesamte Effizienz und Wirkung einer Organisation aussagen. In den USA gibt es ein Register – den Charity Navigator – bei dem komplexe Wirkungsanalysen in Sterne-Bewertungen für die Organisationen umgewandelt werden. Organisationen, die zum Beispiel aufgrund ihrer kleineren Größe oder mangelnder Kontakte nicht so kosteneffizient arbeiten wie andere NPOs, werden somit abgestraft. Dabei könnten sie aber einen viel höheren Impact erzielen. Ein Rating könnte also zu Verallgemeinerung führen und Spender*innen verunsichern oder gar den Ruf und die Glaubwürdigkeit einer NPO gefährden.

 

Wirkungsmessung durch Impact-Register: transformativ oder gar revolutionär?

Insgesamt könnten Impact-Register im sozialen Sektor transformativ wirken, indem sie die Effizienz von Projekten steigern und Transparenz und Vergleichbarkeit fördern. Dabei ist es aber wichtig, dass sie in einer Weise genutzt werden, die den Herausforderungen und Eigenarten des sozialen Sektors gerecht wird, ohne dabei zu einer unfairen Bewertung von Organisationen zu führen.

Richtig umgesetzt und genutzt haben solche Register durchaus revolutionäres Potential, denn sie könnten die Spendenmotivationen verändern und für mehr Gleichheit unter den Organisationen sorgen. 

 

 

 

Weitere Informationen:

Stanford Social Innovation Review: How Impact Data Changes the Way Donors Give

 

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