Gehaltsreport des Non-Profit-Sektors 2025: niedrige Gehälter, kaum Karrieremöglichkeiten

Viele, die im gemeinnützigen Bereich arbeiten, verbindet eine starke intrinsische Motivation. Doch diese Haltung hat einen Preis – insbesondere wenn sie mit veralteten Vorstellungen über Vergütung und Arbeit einhergeht. Der Gehaltsreport 2025 von Talents4Good und der Personio Foundation zeigt: Der Non-Profit-Sektor muss etwas ändern, wenn er zukunftsfähig bleiben will. Das betrifft nicht nur Gehälter, sondern auch Glaubenssätze, die die Entwicklung behindern. 

 

Entwicklung statt Entlohnung?

Ein zentrales Ergebnis des Reports: Es sind nicht primär niedrige Gehälter, die Mitarbeitende zum Wechsel in andere Branchen bewegen (23 – 27 %). Stattdessen werden fehlende Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten am häufigsten als Kündigungsgrund genannt (35 – 41 %). Besonders in NGOs und Stiftungen stellt sich damit die Frage, wie zukunftsgerichtete Personalpolitik gelingen kann, wenn der Aufstieg kaum vorgesehen ist – und häufig auch nicht strategisch geplant wird.

Der Report legt offen, dass viele Organisationen mit der Herausforderung kämpfen, talentierte Mitarbeitende zu halten. Gleichzeitig ist die Konkurrenz durch andere Sektoren groß, insbesondere durch Unternehmen, die deutlich höhere Gehälter und klar definierte Entwicklungspfade bieten.

 

Die Macht stiller Glaubenssätze

Viel schwerwiegender als knappe Budgets sind oft die kulturellen Narrative im Sektor selbst. Vorstellungen wie „Über Geld spricht man nicht“ oder „gute Gehälter sind in unserem Sektor unmoralisch“ sind tief verankert – und bremsen Veränderungen aus. Wer versucht, professionelle Strukturen zu etablieren, sieht sich häufig mit Skepsis konfrontiert. Dabei wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Umdenken: In einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Polarisierung braucht es belastbare, widerstandsfähige Organisationen. Dazu gehört auch eine funktionierende Gehalts- und Entwicklungspolitik, um starke, stabile Teams zu formen, die großes bewirken können.

 

Klare Zahlen – und große Unterschiede

Der Report differenziert zwischen vier Berufsgruppen – Geschäftsführung, Programm-Management, Fundraising und HR/Operations – und zeigt deutliche Gehaltsunterschiede:

  • Geschäftsführer*innen verdienen im Median rund 85.000 Euro brutto jährlich – im Vergleich zum Mittelstand mit über 180.000 Euro ein deutlicher Abstand. Kein Wunder also, dass die talentiertesten Führungskräfte für ein Engagement im dritten Sektor schwer zu begeistern sind.

  • Programm-Manager*innen, oft verantwortlich für die inhaltliche Umsetzung zentraler Projekte, erhalten im Mittel etwa 57.000 Euro.

  • Fundraiser*innen verdienen im Durchschnitt sogar weniger – und das, obwohl ihre Arbeit für die Finanzierung der Organisationen entscheidend ist. Ein strategischer Fehler, der sich auf die Handlungsfähigkeit stark negativ auswirken kann.

  • Operations-/HR-Referent*innen kommen im Schnitt auf 51.000 Euro – bei breiter Verantwortung und häufig fehlender Spezialisierung. Hier wird übersehen, wie wichtig professionelles Personalmanagement für leistungsfähige Teams ist.

Was auffällt: Je kleiner die Organisation, desto niedriger die Gehälter. Gleichzeitig haben gerade kleinere NGOs oft weniger strukturierte Entwicklungsmöglichkeiten – ein doppelter Nachteil für Mitarbeitende. Außerdem zeigt der Report starke regionale Unterschiede beim Gehaltsniveau auf.

 

Die Abwärtsspirale in der Personalentwicklung

Ein beunruhigender Trend zeigt sich bei HR-Rollen: In vielen Organisationen sind sie operativ überlastet, haben wenig strategischen Einfluss und arbeiten mit veralteten Tools oder Prozessen. Dadurch sinkt die Wertschätzung für ihre Arbeit – was wiederum eine professionelle Weiterentwicklung erschwert. Dabei wäre genau hier ein wichtiger Hebel für Veränderung: Wer Kultur, Führung und Mitarbeiter*innen-Bindung verbessern will, braucht starke Personal-Strukturen.

 

Warum der Sektor jetzt handeln muss

Immer häufiger sind zivilgesellschaftliche Organisationen politischem Druck ausgesetzt. Förderungen werden gekürzt oder abgeschafft und das gesellschaftliche Klima wird rauer. Umso wichtiger wird es zukünftig werden, auf eigenständigen finanziellen Beinen zu stehen. Daher muss jetzt in Fundraising investiert werden, und wer die besten Talente für sein Team will, sollte Leistung auch gerecht entlohnen. 

Der Report endet mit drängenden Fragen: Wie kann der Non-Profit-Sektor erfahrene Talente gewinnen, wenn er große Verantwortung nicht angemessen honoriert? Ist es nachhaltig, wenn Fundraising schlechter bezahlt wird als Programmumsetzung? Und was passiert, wenn intrinsische Motivation nicht mehr ausreicht, um Mitarbeitende langfristig zu binden?

Organisationen müssen sich ihrer Verantwortung stellen: Wer Wirkung erzielen will – nach außen wie nach innen – muss bereit sein, auch unbequeme Veränderungen anzustoßen. Dazu gehören offene Gespräche über Gehalt und Leistung ebenso wie ein neues Verständnis von Professionalität im Sektor.

 

Ein Plädoyer für neue Strukturen

Die Herausforderung ist klar: Gemeinnützige Organisationen müssen leistungsfähiger, widerstandsfähiger und attraktiver für neue Talente werden – ohne ihre Werte zu verlieren. Das wird nicht ohne Zielkonflikte gehen. Aber wer Wirkung langfristig sichern will, braucht Personalstrukturen, die Wachstum ermöglichen – für Organisationen wie für Menschen.

 

Zum Download des Reports: Talents4Good

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