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12 Kreativitätstechniken: So findest Du kreative Lösungen in Fundraising und Projekt

Kreativität ist der Schlüssel, um neue Ansätze zu entwickeln, Herausforderungen zu meistern und innovative Strategien oder Projektideen zu gestalten. Doch wie genau findet man eine kreative Lösung, wenn der Druck hoch ist und die Ressourcen knapp sind? In diesem Artikel stellen wir Dir effektive Kreativitätstechniken vor, die Du in Deinem Arbeitsbereich verwenden kannst.

 

Warum Kreativität in NGOs so wichtig ist

NGOs stehen oft vor der Herausforderung, mit begrenzten Mitteln möglichst große Wirkung zu erzielen. Kreativität hilft dabei:

  • Einzigartige Fundraising-Kampagnen zu entwickeln, die Spender*innen begeistern.
  • Problemlösungen zu finden, die nachhaltig und effizient sind.
  • Innovative Projekte zu gestalten, die wirklich etwas bewirken.

Kreative Lösungen entstehen selten zufällig – sie erfordern bewusst eingesetzte Techniken, die helfen, das Potenzial des Teams freizusetzen. 

Tipp: Die folgenden Kreativitätstechniken sind allein oder in der Gruppe anwendbar. Wenn Du sie in der Gruppe anwendest, achte darauf, dass die Gruppe möglichst divers ist – dann erhältst Du noch kreativere Ergebnisse.

 

1. Brainstorming – Klassiker mit Twist

So funktioniert’s:

Brainstorming zählt wohl zu den bekanntesten Kreativitätstechniken. Doch um es effektiv zu gestalten, brauchst Du klare Regeln:

  1. Keine Kritik: Alle Ideen sind erlaubt, egal wie verrückt sie scheinen.
  2. Quantität vor Qualität: Je mehr Ideen, desto besser.
  3. Weiterentwickeln: Ideen dürfen kombiniert und verbessert werden.

 

Extra-Tipp:

Setze einen Twist hinzu, indem Du zum Beispiel das „Umgekehrte Brainstorming“ ausprobierst: Frage nicht „Wie können wir unser Problem lösen?“, sondern „Wie könnten wir unser Problem verschlimmern?“. Das regt ungewöhnliche Perspektiven an und führt oft zu überraschenden Lösungen.

 

2. Design Thinking – Nutzer*innen-zentriert denken

So funktioniert’s:

Design Thinking ist ideal, um innovative Ideen zu entwickeln, die wirklich die Bedürfnisse Deiner Zielgruppen treffen. Der Prozess besteht aus fünf Phasen:

  1. Verstehen: Definiere das Problem klar.
  2. Beobachten: Sammle Einblicke aus Deiner Zielgruppe (z. B. Spender*innen oder Begünstigte).
  3. Ideen finden: Entwickle möglichst viele Ansätze.
  4. Prototypen bauen: Setze Deine Ideen in einfache Modelle um.
  5. Testen: Hol Feedback ein und verbessere.

 

Anwendung in NGOs:

Nutze Design Thinking, um beispielsweise eine neue Spendenplattform zu gestalten oder das Feedback von Unterstützer*innen in Deine Kampagnen zu integrieren. Auch zur Optimierung von Projekten und Programmen ist diese Methode ideal.

 

3. Die 6-3-5-Methode – Effektive Gruppenarbeit

So funktioniert’s:

In einer Gruppe von sechs Personen schreibt jede*r drei Ideen auf ein Blatt Papier. Nach fünf Minuten wird das Blatt an die nächste Person weitergereicht, die die Ideen ergänzt oder weiterentwickelt. Dieser Prozess wird fünfmal wiederholt.

 

Vorteil:

Du erhältst in kurzer Zeit 108 (6 x 3 x 6) Ideen, die sich durch die Perspektivenvielfalt der Gruppe stark unterscheiden.

 

Anwendung:

Diese Methode eignet sich hervorragend, um innovative Fundraising-Kampagnen zu entwickeln oder neue Projektideen zu finden.

 

4. SCAMPER – Bestehende Ansätze verbessern

So funktioniert’s:

Die SCAMPER-Methode hilft Dir, kreative Lösungen zu finden, indem Du bestehende Ansätze hinterfragst. SCAMPER steht für:

  • Substitute (Ersetzen): Was könnte ausgetauscht werden?
  • Combine (Kombinieren): Was lässt sich zusammenführen?
  • Adapt (Anpassen): Was kann modifiziert werden?
  • Modify (Verändern): Welche Eigenschaften lassen sich ändern?
  • Put to another use (Umfunktionieren): Wie könnte es anders genutzt werden?
  • Eliminate (Eliminieren): Was ist überflüssig?
  • Rearrange (Neu ordnen): Was kann umstrukturiert werden?

 

Beispiel:

Wenn Du eine bestehende Spendenkampagne verbessern möchtest, könntest Du überlegen, wie Du das Medium (z. B. Flyer vs. Social Media) ersetzen oder die Botschaft anpassen kannst.

 

5. Mindmapping – Ideen visuell erfassen

So funktioniert’s:

Bei einer Mindmap startest Du mit einem zentralen Thema in der Mitte und schreibst assoziierte Begriffe, Ideen oder Probleme in Ästen drumherum. Verzweigungen helfen, neue Zusammenhänge zu erkennen.

 

Vorteil:

Mindmaps eignen sich perfekt, um komplexe Themen zu strukturieren und visuell darzustellen. Sie fördern Verknüpfungen zwischen Ideen, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind.

 

6. Walt-Disney-Methode – Perspektivenwechsel

Die Walt-Disney-Methode ist eine Kreativitätstechnik, die auf einem Perspektivenwechsel basiert, indem man nacheinander drei Rollen einnimmt. Der Träumer entwickelt visionäre und unkonventionelle Ideen, der Realist prüft deren praktische Umsetzbarkeit, und der Kritiker analysiert Schwächen und Risiken. Diese strukturierte Vorgehensweise hilft, innovative Lösungen ganzheitlich zu durchdenken und gleichzeitig umsetzbare Ansätze zu entwickeln.

 

So funktioniert’s:

Versetze Dich nacheinander in drei Rollen:

  1. Träumer: Entwickle ohne Einschränkungen die perfekte Lösung.
  2. Realist: Überlege, wie diese Lösung praktisch umsetzbar ist.
  3. Kritiker: Analysiere Schwachstellen und Herausforderungen.

 

Anwendung:

Diese Technik eignet sich, um Projektideen umfassend zu durchdenken und deren Machbarkeit zu prüfen. 

 

7. Die 5-Warum-Methode – Die Wurzel des Problems finden

Diese Kreativitätstechnik wird Eltern besonders bekannt vorkommen 🙂 

 

So funktioniert’s:

Stelle fünfmal die Frage „Warum?“, um die Ursache eines Problems zu identifizieren. Das führt oft zu überraschenden Einsichten.

 

Beispiel:

Problem: „Unsere Spender*innenzahlen sinken.“

  1. Warum? – Weil weniger Menschen spenden.
  2. Warum? – Weil unsere Kampagnen sie nicht ansprechen.
  3. Warum? – Weil wir nicht wissen, was sie bewegt.
  4. Warum? – Weil wir kein Feedback einholen.
  5. Warum? – Weil uns die richtigen Tools fehlen.

 

8. Bisoziation – Verknüpfung unterschiedlicher Denkmuster

Die Bisoziation, ein Begriff geprägt von Arthur Koestler, zielt darauf ab, zwei scheinbar unabhängige oder gegensätzliche Denkfelder miteinander zu verbinden. Durch diese Technik werden eingefahrene Denkmuster aufgebrochen, was zu unkonventionellen Lösungsansätzen führen kann.

 

So funktioniert’s:

  • Problemstellung definieren: Klar formulieren, welches Problem gelöst werden soll.
  • Freie Assoziation: Begriffe oder Bilder sammeln, die spontan in den Sinn kommen, ohne direkten Bezug zum Problem.
  • Analogiebildung: Verbindungen zwischen der Problemstellung und den assoziierten Begriffen herstellen.
  • Transfer: Überprüfen, welche neuen Ideen oder Lösungsansätze sich aus diesen Verknüpfungen ergeben.

 

Beispiel: Wenn eine NGO Schwierigkeiten hat, junge Spender*innen zu gewinnen, könnte sie das Reizwort „Gaming“ wählen. Durch die Verbindung von Fundraising und Gaming könnten innovative Ansätze wie Spendenaktionen in Videospielen oder Gamification-Elemente in Spendenkampagnen entstehen.

Je diverser die Gruppe, desto unterschiedlichere Sichtweisen fließen in die Ideenfindung ein.

9. Flip-Flop-Technik – Perspektivwechsel durch Umkehrung

Die Flip-Flop-Technik ist eine der interessantesten Kreativitätstechniken und fordert dazu auf, bestehende Annahmen oder Prozesse umzudrehen, um neue Perspektiven zu gewinnen. Durch diese Umkehrung können innovative Ideen entstehen, die vorher nicht offensichtlich waren.

 

So funktioniert’s:

  • Bestehende Annahmen identifizieren: Aktuelle Prozesse oder Überzeugungen auflisten.
  • Umkehrung vornehmen: Diese Annahmen ins Gegenteil verkehren.
  • Neue Ideen entwickeln: Überlegen, welche Lösungen oder Ansätze aus dieser Umkehrung resultieren könnten.

 

Beispiel: Wenn eine NGO traditionell Spenden durch direkte Anfragen sammelt, könnte die Umkehrung bedeuten, dass potenzielle Spender*innen von sich aus auf die Organisation zukommen. Dies könnte zur Entwicklung von Selbstregistrierungsplattformen oder Community-Events führen, bei denen Interessierte proaktiv teilnehmen können.

 

10. Brainwriting-Pool – Strukturierte Ideensammlung in Gruppen

Der Brainwriting-Pool ist eine schriftliche Methode, bei der Teilnehmende ihre Ideen anonym aufschreiben und in einen Pool einbringen. Andere Teilnehmende können diese Ideen aufgreifen, weiterentwickeln oder neue hinzufügen.

 

So funktioniert’s:

  • Thema festlegen: Das zu bearbeitende Problem oder die Fragestellung definieren.
  • Ideen schriftlich sammeln: Jede*r Teilnehmende notiert ihre*seine Ideen auf Karten oder Zetteln.
  • Ideenpool erstellen: Die notierten Ideen werden in die Mitte gelegt, sodass alle Zugriff haben.
  • Weiterentwicklung: Teilnehmende nehmen sich Ideen aus dem Pool und ergänzen oder modifizieren sie.

 

Vorteile:

  • Fördert die Beteiligung aller, auch zurückhaltender Personen.
  • Verhindert Dominanz einzelner Stimmen in der Gruppe.
  • Ermöglicht eine Vielzahl von Ideen in kurzer Zeit.

 

11. Reizworttechnik – Inspiration durch zufällige Begriffe

Diese Kreativitätstechnik nutzt zufällig ausgewählte Wörter, um neue Assoziationen und Ideen zu generieren. Durch die Konfrontation mit unerwarteten Begriffen werden Denkblockaden gelöst und kreative Lösungsansätze gefördert.

 

So funktioniert’s:

  • Problemstellung formulieren: Das spezifische Problem klar benennen.
  • Reizwort auswählen: Zufällig ein Wort aus einem Wörterbuch, Magazin oder einer Liste wählen.
  • Assoziationen bilden: Überlegen, welche Verbindungen zwischen dem Reizwort und der Problemstellung bestehen könnten.
  • Ideen ableiten: Neue Lösungsansätze entwickeln, die aus diesen Assoziationen hervorgehen.

 

Beispiel: Bei der Suche nach neuen Fundraising-Ideen könnte das Reizwort „Brücke“ gewählt werden. Dies könnte zu Konzepten wie „Brücken bauen zwischen Spender*innen und Projekten“ oder „Spendenaktionen auf Brücken“ führen.

 

12. Morphologischer Kasten – Systematische Kombination von Merkmalen

Der morphologische Kasten, auch bekannt als morphologische Matrix, ist eine der diskursiven Kreativitätstechniken, die ein Problem in seine wesentlichen Parameter zerlegt und für jeden Parameter verschiedene Ausprägungen sammelt. Durch die systematische Kombination dieser Ausprägungen können neue und innovative Lösungen entstehen.

So funktioniert’s:

  • Problem definieren: Das genaue Problem oder die Herausforderung klar benennen.
  • Parameter identifizieren: Die Hauptmerkmale oder Dimensionen des Problems bestimmen.
  • Ausprägungen sammeln: Für jeden Parameter verschiedene mögliche Ausprägungen oder Lösungen notieren.
  • Kombinationen erstellen: Unterschiedliche Ausprägungen der Parameter miteinander kombinieren, um neue Lösungsansätze zu finden.

 

Beispiel: Bei der Entwicklung einer neuen Fundraising-Kampagne könnten Parameter wie „Zielgruppe“, „Kommunikationskanal“, „Botschaft“ und „Aktivität“ definiert werden. Für jeden Parameter werden verschiedene Ausprägungen gesammelt, die dann zu innovativen Kampagnenideen kombiniert werden können.

 

Kreativität braucht Raum und Zeit

Neben den genannten Techniken gibt es einige Voraussetzungen, die kreative Ideen fördern:

  • Offene Fehlerkultur: Fehler sind Lernmöglichkeiten.
  • Zeit zum Nachdenken: Kreative Lösungen entstehen oft in Momenten der Ruhe.
  • Diversität im Team: Unterschiedliche Perspektiven bereichern den Prozess.

 

So findest Du kreative Lösungen

Die besten Ideen entstehen nicht durch Zufall, sondern durch bewusste Anwendung von Kreativitätstechniken. Egal ob Brainstorming, Design Thinking oder SCAMPER – probiere verschiedene Ansätze aus und finde heraus, was am besten zu Deinem Team und Deiner Organisation passt. Mit einer offenen Haltung und den richtigen Methoden kannst Du kreative Lösungen finden, die Deine NGO voranbringen und Großes bewirken.

 

 

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