Vogelbabies in gehäkelten Nestern

#nestwärmespenden – Wie ein virales Video tausende Menschen mobilisierte, Nestchen für Wildtiere zu häkeln

Gastartikel von Lisa Müllner / Tierschutz Austria

 

Ein kurzes Hochformat-Video, eine einfache Botschaft mit klarer Handlungsaufforderung – und eine Welle der Mitmachbereitschaft, die alle Erwartungen übertraf: Als Stephan Scheidl, Leiter vom Tierschutzhaus Vösendorf (Tierschutz Austria/Wiener Tierschutzverein) Anfang Februar die Idee hatte, zur Unterstützung der bevorstehenden Wildtiersaison aufzurufen, war noch nicht absehbar, welche Dynamik das Ganze entwickeln würde. Social Media Managerin Lisa Müllner setzte die Idee kreativ und strategisch um und brachte die Bewegung ins Rollen, die mit kleinen Handgriffen Großes für den Tierschutz bewirkte! Mit der einfachen, aber engagierten Bitte – „Häkelt mit uns Nestchen für unsere Wildtierbabys“ – entstand unter dem Hashtag #nestwärmespenden eine Mitmach-Challenge – getragen von Tausenden Menschen, die nicht nur teilen, liken und kommentieren, sondern auch mit Häkelnadel und Wolle aktiv wurden.

 

Warum Nestchen?

In der Wildtierstation bereitet sich das Team jedes Frühjahr auf eine Vielzahl an verletzten oder verwaisten Wildtierbabys vor – darunter vor allem Jungvögel, Eichhörnchen, Siebenschläfer oder auch Feldhasen. Allein im vergangenen Jahr konnten über 1.000 Jungvögel versorgt und aufgezogen werden. Um die Wildtiere warmzuhalten, kommen in der Regel Wärmelampen zum Einsatz. Ergänzend leisten handgehäkelte Nestchen wertvolle Unterstützung: Sie stabilisieren die kleinen Körper und bieten Schutz – ähnlich wie ein natürliches Nest.

Aus dieser einfachen, aber wirkungsvollen Idee heraus entstand die Mitmach-Aktion „Nestwärme spenden“ – mit dem Ziel, gemeinsam für die kommende Saison vorbereitet zu sein. Die Idee war so simpel wie wirkungsvoll: Durch gemeinsames Häkeln sollten bereits vor Saisonbeginn ausreichend Nestchen zur Verfügung stehen – ein konkretes Ziel, das sich perfekt mit dem Wunsch nach kreativem Engagement verbinden ließ.

Die Challenge, die Herzen erreichte

Das erste Hochformat-Video zeigt den Tierheimleiter, wie er sich direkt an die Community wendet. Seine Bitte war simpel und herzlich: „Häkelt mit uns Nestchen für unsere Wildtierbabys.“ Das Echo war überwältigend. Das Video erreichte auf TikTok rund 140.000 Aufrufe, 12.000 Likes, 240 Kommentare, wurde 2.000-mal geteilt, 2.580-mal gespeichert und brachte über 1.000 neue Follower. Auf Instagram erzielte es sogar 260.000 Aufrufe, 12.000 Likes, 250 Kommentare, wurde 500-mal geteilt, 3.218-mal gespeichert und sorgte für 1.600 neue Follower.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Hunderte Menschen fragten nach Anleitungen, Materialien, Größen und Versandadressen. Nur wenige Tage später trafen die ersten liebevoll gehäkelten Päckchen ein. Die Community war nicht nur berührt – sie war bereit, mitzumachen. Dieses erste Video sorgte bereits dafür, dass tausende Menschen sich mit unserem Anliegen beschäftigten – und das nicht nur passiv: Die ersten Päckchen mit liebevoll gefertigten Nestern trafen bereits wenige Tage später bei uns ein. 

 

Der zweite Aufruf: Danke sagen und erneut mobilisieren

Ermutigt vom Erfolg, wurde kurze Zeit später, ein zweites Video veröffentlicht. Diesmal dankte unser Tierheimleiter für die große Resonanz – und rief gleichzeitig erneut zur Unterstützung auf. Auch dieser Clip wurde tausendfach angesehen – knapp 140.000 Aufrufe.

Zahlreiche Menschen, die den ersten Aufruf verpasst hatten, wurden nun erreicht. Die zweite Welle der Nestchenspenden begann. Und wieder zeigte sich: Authentizität wirkt. Es braucht nicht zwingend professionelle Studioproduktion – es braucht Herz, ein echtes Anliegen und Nähe zur Community. 

Zahlreiche Pakete mit Häkel-Nestchen trafen aufgrund des viralen Videos im Wiener Tierschutzhaus ein.

Gesamtbilanz der Kampagne

Über die verschiedenen Kanäle hinweg und über mehrere Postings, erreichte die Aktion mit einer 780.000 Aufrufen über 50.000 Likes und 1.400 Kommentare. Außerdem über 3.000 neue Follower über die Kanäle hinweg – ein wichtiger Schritt, um aus Reichweite nachhaltige Verbindung zu schaffen.

Begleitend zur Social-Media-Kampagne wurde auch ein Blog-Beitrag mit einer einfachen Häkelanleitung veröffentlicht, der sich schnell zu einer zentralen Anlaufstelle entwickelte. Mit knapp 8.000 Klicks, sorgte der Beitrag nicht nur für zusätzliche Aufmerksamkeit, sondern führte auch zu gesteigertem Traffic auf der Website. Besonders wertvoll war zudem, dass im Rahmen der Aktion hunderte Postadressen gesammelt werden konnten – ein bedeutender Vorteil für zukünftige Fundraising-Maßnahmen, da dadurch gezielter und direkter mit potenziellen Unterstützer:innen kommuniziert werden kann.

 

Was bleibt?

Wir haben gelernt: Kleine Ideen können Großes bewegen. Besonders dann, wenn sie Menschen ermöglichen, konkret mitzumachen. Die Hemmschwelle zum Engagement war bei dieser Aktion gering – und genau das machte sie so erfolgreich. Nicht jede:r kann Geld spenden, aber viele können häkeln, teilen, kommentieren, erzählen. Mitmach-Aktionen wie diese schaffen Nähe, Vertrauen und Identifikation.

Das Ergebnis? Nicht nur genug Nestchen für die Saison, sondern auch eine gewachsene, aktive Community, die sich mit dem Tierschutzhaus verbunden fühlt.

 

Unser Fazit

Digitale Reichweite ist kein Selbstzweck. Aber wenn sie Herz und Haltung transportiert, kann sie Türen öffnen. Türen zu Engagement, Spendenbereitschaft und echter Unterstützung. Der kleine Aufruf war ein Experiment – und wurde zu einem bewegenden Beispiel für modernes Fundraising.

 

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