Trend zum gemeinnützigen Vererben: Immer mehr Menschen wollen mit ihrem Nachlass Gutes bewirken

Immer mehr Menschen in Deutschland beschäftigen sich mit der Frage, was nach dem Tod mit ihrem Vermögen geschehen soll – und entscheiden sich zunehmend dafür, damit Gutes zu tun. Zwei aktuelle Studien liefern spannende Einblicke in das veränderte Denken über Erbschaft und gemeinnütziges Engagement über das eigene Leben hinaus.

 

Ein wachsendes Bewusstsein für gemeinnütziges Vererben

Laut dem Spendenmonitor 2024 des Deutschen Fundraising Verbands (DFRV) in Kooperation mit der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“ können sich bereits 20,2 % der befragten Deutschen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren vorstellen, eine gemeinnützige Organisation in ihrem Testament zu berücksichtigen. Besonders hoch ist dieser Anteil bei den 50- bis 59-Jährigen, wo 23,6 % diese Option in Erwägung ziehen.

Noch deutlicher wird das Potenzial beim Blick auf spendenaffine Menschen:

  • Unter denjenigen, die in den letzten zwölf Monaten gespendet haben, liegt die Bereitschaft zur gemeinnützigen Testamentsspende bei 27,2 %. 
  • In der Gruppe der 50- bis 59-jährigen Spender*innen steigt sie sogar auf 32,1 %. 

 

Welche Themen liegen den Menschen besonders am Herzen?

Die Bereitschaft, Organisationen zu bedenken, ist klar thematisch ausgerichtet. Besonders häufig genannt werden:

  • Tierschutz: 39,8 % 
  • Umwelt- und Naturschutz: 27 % 
  • Kinder- und Jugendhilfe: 23,5 % 

Diese Zahlen verdeutlichen: NGOs, die in diesen Bereichen aktiv sind, haben ein besonders hohes Potenzial, als Erbschaftsempfänger*innen bedacht zu werden – vorausgesetzt, sie kommunizieren dieses Thema aktiv, sensibel und zugänglich.

 

Forsa-Studie: Fast jede*r Zweite grundsätzlich offen für Testamentsspenden

Eine weitere, repräsentative Erhebung durch forsa im Auftrag der SOS-Kinderdörfer weltweit zeigt ebenfalls ein hohes Maß an grundsätzlicher Spendenbereitschaft im Erbfall:

  • 46 % der Deutschen könnten sich vorstellen, einen Teil ihres Erbes für gemeinnützige Zwecke zu spenden. 
  • Besonders hoch ist die Zustimmung bei: 
    • Frauen: 52 % 
    • Jüngeren Menschen zwischen 18 und 34 Jahren: 54 % 
  • Zum Vergleich: Männer äußerten mit 38 % seltener die Bereitschaft. 

Auch beim geplanten Spendenbetrag zeigt sich eine klare Tendenz. Der durchschnittlich geplante Spendenbetrag liegt bei 12.600 Euro. Auch hier liegen Frauen (15.250 Euro) und junge Menschen (17.140 Euro) über den Männern (knapp unter 10.000 Euro). 

Jede*r Fünfte unter 35-Jährige möchte sogar mindestens die Hälfte ihres Erbes spenden.

Grafik aller abgefragten Zwecke

Hemmnisse und Barrieren: Warum manche sich dagegen entscheiden

Doch nicht alle möchten ihren Nachlass gemeinnützig vererben. Die Hauptgründe sind:

  • Versorgung der eigenen Angehörigen: 72 % 
  • Annahme, dass das eigene Erbe zu klein sei: 20,5 % 

Diese Einwände zeigen, dass viele Menschen eine testamentarische Spende nicht grundsätzlich ablehnen – sondern eher Zweifel daran haben, überhaupt ein größeres Erbe zu hinterlassen. Natürlich denken Menschen mit Kindern zuallererst an diese, wenn es um das Vermächtnis geht. 

 

Was bedeutet das für NGOs?

Die Ergebnisse beider Studien bieten wertvolle Ansatzpunkte für das Erbschaftsfundraising:

  1. Testamentsspenden sind kein Nischenthema mehr. Fast jede*r Zweite ist grundsätzlich offen für das Thema. Das bietet erhebliches Potenzial. 
  2. Zielgruppenkommunikation wird entscheidend: Frauen, jüngere Menschen und aktive Spender*innen sind besonders offen für das Thema. Diese Gruppen sollten gezielt und sensibel angesprochen werden. 
  3. Bildungsarbeit ist gefragt: Viele scheuen sich, weil sie glauben, ihr Nachlass sei „zu klein“. NGOs können hier aufklären, dass auch kleine Beträge große Wirkung entfalten. 
  4. Themenfelder mit hohem Potenzial: Besonders Organisationen aus den Bereichen Tierschutz, Umwelt und Kinderhilfe haben gute Chancen, bedacht zu werden – aber auch andere können profitieren, wenn sie das Thema emotional und glaubwürdig vermitteln. 
  5. Langfristige Fundraising-Strategien: Die hohe Bereitschaft bei jüngeren Zielgruppen deutet darauf hin, dass es sich lohnt, langfristig Vertrauen aufzubauen und das Thema Vererben frühzeitig in die Kommunikation zu integrieren. 

Abkehr von traditionellen Familienbildern

Gemeinnütziges Vererben wird für viele Menschen zu einer echten Option – aus ethischer Verantwortung und dem Wunsch heraus, auch über den Tod hinaus positive Spuren zu hinterlassen. Zusätzlich verzichten immer mehr Menschen darauf, Kinder zu bekommen und sind dadurch offener für das gemeinnützige Vererben. Für NGOs eröffnet sich hier ein stilles, aber wachsendes Feld der Mittelakquise, das mit Fingerspitzengefühl, Transparenz und guter Kommunikation erschlossen werden kann.

 

Quellen:

Mein Erbe tut Gutes – Pressecharts 2025: PDF-Datenblatt

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