Minimal Viable Benefit (MVB) für NGOs: Optimierung von NGO-Arbeit
Ganz egal um welchen Bereich der Arbeit von NGOs es geht: die Ressourcen sind sogut wie immer knapp und sollten so gewinnbringend wie möglich eingesetzt werden. Gewinnbringend heißt, dass soviel Nutzen wie möglich generiert werden soll. Das Konzept des MVB (“Minimal Viable Benefit”) bietet eine strategische Herangehensweise, um dieses Ziel zu erreichen. Denn MVB konzentriert sich darauf, den mindestens nötigen Nutzen zu identifizieren, den eine Maßnahme bieten muss, um für die Zielgruppe oder den Zweck wertvoll zu sein. Das Konzept stammt zwar ursprünglich aus der Startup-Welt, kann NGOs aber ebenso helfen, ihre Effizienz zu steigern und wirkungsvolle Maßnahmen zu entwickeln.
Was ist Minimal Viable Benefit (MVB)?
MVB ist ein strategisches Konzept, das den minimalen, aber signifikanten Nutzen identifiziert, den eine Maßnahme bieten muss, um relevant zu sein. Im Gegensatz zum “Minimal Viable Product” (MVP) zielt MVB nicht auf grundlegende Funktionen eines Produktes, sondern auf den Kernnutzen für eine Zielgruppe oder einen bestimmten Zweck ab.
Grundprinzipien von MVB
Ganz grundlegend ist die Idee, nicht gleich von Anfang an vollumfänglich Ressourcen zu investieren, sondern mit einem MVB-Ansatz die Idee zu validieren. Dadurch wird verhindert, dass Programme fehlgeplant werden und Ressourcen verloren gehen. NGOs konzentrieren sich also auf die dringendsten Bedürfnisse ihrer Zielgruppe, oder den wichtigsten Aspekt einer Maßnahme. So kann erst einmal validiert werden, ob ein Ansatz tatsächlich den erhofften Nutzen bietet. Um zu einem MVB zu kommen, sind direkte Gespräche mit Begünstigten, Bedarfsanalysen und Datenanalysen wichtig.
Ressourceneffizienz und Pilotprojekte
Ein zentraler Vorteil der Anwendung des MVB-Konzepts ist die effiziente Nutzung von Ressourcen. NGOs können kleine, skalierbare Pilotprojekte starten, die auf den minimalen Nutzen ausgerichtet sind. Diese Projekte ermöglichen es, schnell Feedback zu sammeln und Ergebnisse zu evaluieren. Erfolgreiche Pilotprojekte können dann schrittweise erweitert werden, wodurch das Risiko und die Kosten in der Anfangsphase minimiert werden. Zum Beispiel könnte ein neues Bildungsprogramm für benachteiligte Schüler*innen erst einmal in kleinem Rahmen – z. B. mit einer Klasse – durchgeführt werden. Nach der Evaluation des Projektes könnten Anpassungen vorgenommen und das Projekt auf eine ganze Schule oder einen Schulbezirk ausgeweitet werden.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Das MVB-Konzept fördert auch eine iterative Entwicklungsweise, bei der Programme kontinuierlich überprüft und angepasst werden. Das passt also ideal mit agilen Methoden und Lean Startup zusammen. Durch regelmäßiges Feedback der Zielgruppe, bzw. regelmäßige Analyse der Ergebnisdaten, können NGOs sicherstellen, dass ihre Maßnahmen den gewünschten Nutzen bringen. Flexibilität ist hierbei entscheidend: NGOs müssen in der Lage sein, auf Veränderungen in den Bedürfnissen der Zielgruppe oder den Voraussetzungen von Maßnahmen zu reagieren und ihre Programme entsprechend anzupassen. Dies schafft nicht nur einen nachhaltigen Nutzen, sondern stärkt auch das Vertrauen der Begünstigten in die Organisation.
Stakeholder-Engagement und Transparenz
Für NGOs ist es wichtig, transparent über ihre Ansätze und die erwarteten minimalen Nutzen zu kommunizieren. Dies schafft Vertrauen bei Spender*innen, Partner*innen und Begünstigten. Die Einbeziehung der Zielgruppe in die Entwicklung und Bewertung von Programmen stellt sicher, dass die Maßnahmen tatsächlich bedarfsgerecht sind und den größtmöglichen Impact haben. Eine transparente Kommunikation fördert zudem das Engagement aller Stakeholder und stärkt die Zusammenarbeit.
Nutzen einfacher kommunizieren
Auch im Fundraising bietet das Konzept Vorteile: Fundraiser*innen können den Nutzen eines Projektes klarer definieren und damit auch besser an Spender*innen kommunizieren. Indem sie den Kernnutzen hervorheben, der mit den Spenden erreicht werden kann, schaffen sie eine überzeugende Botschaft, die die Dringlichkeit und Relevanz des Projektes unterstreicht. Außerdem können Fundraising-Projekte ebenso mit einem MVB-Ansatz entwickelt werden – zum Beispiel könnte sich ein Projekt auf den minimalen Nutzen “neue Spender*innen generieren” fokussieren. Dieser Nutzen kann bei Erfolg auch auf “neue Spenden von Bestandsspender*innen” ausgeweitet werden.
Du möchtest noch mehr über NGO-Management erfahren? Hier geht es zu unserer Themen-Übersicht: NGO Management: Strategien für Krisen, Wandel und nachhaltige Entwicklung
Impact-Messung und evidenzbasierte Entscheidungen
Ein weiterer entscheidender Aspekt des MVB-Konzepts ist die Fokussierung auf wenige, aber aussagekräftige Indikatoren zur Messung des Nutzens. NGOs sollten sich auf Schlüsselindikatoren konzentrieren, die den minimalen Nutzen messen und den Erfolg ihrer Programme belegen. So wird es möglich, eine Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen und evidenz- und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Programme können dann bei Bedarf sehr einfach angepasst werden. Durch die Nutzung von Daten und Feedback (quantitative und qualitative Indikatoren) zur Wirkung der Maßnahmen können NGOs sicherstellen, dass ihre Ressourcen optimal eingesetzt werden und die gewünschten Ergebnisse erzielen.
Klein und sicher beginnen, dann wachsen lassen
Das Konzept des Minimal Viable Benefit bietet NGOs eine wertvolle Methodik, um ihre Programme effektiver und effizienter zu gestalten. Durch die Fokussierung auf den minimalen, aber wesentlichen Nutzen können sie ihre Ressourcen optimal einsetzen und den größtmöglichen Impact für ihre Zielgruppen, bzw. den besten Effekt von Maßnahmen, erzielen. MVB fördert die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung von Programmen und stärkt das Vertrauen und die Unterstützung aller Beteiligten. Indem NGOs MVB in ihre Arbeitsweise integrieren, können sie ihre Mission besser erfüllen und nachhaltige Veränderungen bewirken.
Standford Social Innovation Review: Cross Sector Initiatives Should Start Small